Die Terrasse auf der Rückseite des Schlosses Hof diente dem Prinzen Eugen von Savoyen als Meditierplatz. Dort blickte er über die Stufen seines Gartens zur Furt der March nach Osten, wo er unzählige Schlachten geschlagen und für die Habsburger hunderttausende Menschen hatte sterben sehen. Hier, an der Stelle einer uralten Wehranlage, ließ sich Eugen (1663–1736) das letzte Refugium seines Lebens errichten.
Giovanni Antonio Canale, genannt Canaletto, malte das Schloss Hof, und nach drei Jahren und rund 30 Mio. Euro an Renovierungsaufwand schaut es beinahe so aus wie früher. Zumindest in Teilen. Geschäftsführer Kurt Farasin ließ wie geplant am 15. April die Kassa für die Besucher aufmachen, Mitte Mai erfolgt eine quasi barocke Eröffnungsfeier, um das zweitgrößte Barockschloss Österreichs gebührend zu würdigen.
"Kosten als einzige unterschritten"
"Wir haben die Kosten wohl als einzige unterschritten", so Farasin. Er selber spielt damit nicht etwa auf die Albertina an, deren Renovierung in Samt und Seide unter Direktor Klaus Albrecht Schröder rund das Doppelte verschlang. "Daher haben wir einige zusätzliche Sachen in Angriff nehmen können", sagt Farasin. Das Wirtschaftsministerium und zu einem kleinen Teil das Land Niederösterreich finanzierten die Renovierung des insgesamt 55 Hektar großen Areals.
Es enthält alles, was eine moderne Freizeitlandschaft bieten muss: historische Ausstellung, Barockgarten, Tiere, Kontor (mit ausgewählten Spezialitäten aus der Gegend), Spielplatz, Restaurant, eine Außenstelle: Das Schloss Niederweiden, wo ein Freiluftzoo unterhalten wird.
"Gebauter Film"
"Das Schlossgelände ist ein
gebauter Film, es fällt in sieben Terrassen zur Marchau
ab. Und diese Dramaturgie
wollten wir wieder zum Leben
erwecken", sagt Farasin. Die
Bemühung um Authentizität
geht so weit, dass die Kellerräume nicht mit der Haustechnik voll gestopft worden sind.
Aus Ehrfurcht vor Eugens geheimen Wegen, die der Prinz,
einer der größten Pflanzensammler seiner Zeit, einst unbeobachtet von seinen Wohnräumen im Schloss in die
Orangerie nahm. Dort konnte
er privat sein, mit den Orangenbäumen und Damen seines Gustos, ohne dass ein Höfling mitschrieb. Auch der 300
Jahre alte Neptunbrunnen des
Lucas von Hildebrandt vor
dem Schloss wird demnächst
fertig.
Die Marchfeld Schlösser GmbH, deren Aufsichtsrat der Schönbrunner Direktor Helmut Pechlaner ist, schreibt Farasins Betrieb in den ersten fünf Jahren eine ausgeglichene Buchführung vor. Die knapp 50 Angestellten des Schlosses, im Vergleich zum barocken Aufwand eine ausgesprochen rationelle Angelegenheit, müssen die Betriebskosten hereinbringen.
Weiße Rennkamele