Benigni: Sicher. Dass der Rohölpreis signifikant zurückgeht, ist derzeit nicht in Sicht. Der gesamte Markt ist relativ eng. Kapazitätsengpässe treiben die Preise nach oben.
STANDARD: Sollten wir uns auf dauerhaft hohe Ölpreise einstellen?
Benigni: Auf kurze und mittlere Sicht ja. Die Sache ist von zwei Seiten zu betrachten. Derzeit gibt es Reservekapazitäten von rund 1,5 Millionen Fass am Tag. Das ist sehr wenig. Es muss mehr in die Ölproduktion investiert werden.
STANDARD: Wie viel überschüssige Kapazität wäre denn notwendig, damit wieder Ruhe einkehrt auf den Märkten?
Benigni: Vier Millionen Tagesfass wären angenehm; das entspräche knapp fünf Prozent der weltweiten Rohölförderung. Damit wäre man gegen Preisexplosionen gewappnet, wenn ein Hurrikane, ein Erdbeben oder ein Streik einen Angebotsschock auslösen.
STANDARD: Die zweite Seite ...
Benigni: ... betrifft den Downstream-Bereich. In Asien laufen die Raffinerien derzeit auf Hochtouren. Leichte und süße Rohöle werden von weit hergeschafft, um den optimalen Produktmix hinzubekommen. Das wirkt sich natürlich auch in Europa und den USA aus.
STANDARD: Was kann kurzfristig gemacht werden?
Benigni: Maßnahmen setzen zur Eindämmung des Energiekonsums. Auf den Philippinen beispielsweise hat man die Viertagewoche eingeführt, um Energie zu sparen.
STANDARD: Erdöl ist teuer wie schon lange nicht, trotzdem scheint sich am Verhalten der Konsumenten nichts Wesentliches geändert zu haben?