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Die Betandwin-Aktie hat 2005 bereits mehr als 200 Prozent Kursplus hingelegt

Foto: www.betandwin.com
Wien - Der Aktienkurs des österreichischen Online-Wettanbieters Betandwin, deren Börsenbewertung derzeit über österreichischen Industrie-Titeln wie zum Beispiel Böhler-Uddeholm oder Agrana liegt, hat jetzt das Augenmerk verstärkt auf eine Branche gelenkt, die international Zuwächse zu verzeichnen hat. Allerdings kaum in dem Umfang, den der jüngste Kurssprung von Betandwin andeutet. Denn gerade am grenzüberschreitenden Wettsektor wird die Konkurrenz zunehmend härter, nimmt der Kampf um den Kunden neue Dimensionen an.

Waren früher die Kurse der Buchmacher-Aktien in Großbritannien hauptsächlich von den Ergebnissen nationaler oder internationaler Sportereignisse abhängig, geht es jetzt zunächst einmal um die Zahl der Kunden. Die steigt insgesamt zwar rasant, doch gerade im Internet-Wettgeschäft sind die Spieler ziemlich wankelmütig.

Angebote rasch vergleichbar

Die Angebote der einzelnen Anbieter sind leicht und rasch vergleichbar, was beispielsweise dazu führte, dass die österreichischen Buchmacherunternehmen ihre ursprünglich sehr gut kalkulierten Quoten immer näher an die konkurrenzgestählten Engländer und Iren (samt den Ablegern in Gibraltar) anpassen mussten. Bei niedrigeren Margen fallen vom Anbieter unerwartete Ergebnisse wesentlich stärker ins Ertragsgewicht. In Großbritannien kam es außerdem in jüngster Zeit zu vermehrten Konzentrationsbestrebungen gerade im Internetsektor, die an der scharfen Konkurrenz allerdings nichts änderten.

Offen ist dabei die Entwicklung in Deutschland, wo das Sportwetten-Geschäft sich unter staatlicher Konkurrenz (Oddset-Wette, ähnliches System wie Tipp3 in Österreich) und Beschränkung noch etwas zögerlich entwickelt. Österreichische Anbieter sind dagegen zunächst in guter Position. Das Geschäft in den Wettlokalen wird durch die Internetanbote eher zurückgedrängt.

Ausgleich dafür sind Spielautomaten, deren Ertrag allerdings bei Admiral, der zweiten Wett-Aktie an der Wiener Börse, der Mutterfirma Novomatic zufließt. Relativ neu am Markt sind die Internet-Wettbörsen, in Österreich durch den Bet- andwin-Ableger Betbull an der Börse vertreten. Dort können die Spieler gegeneinander wetten, der Veranstalter kassiert eine Provision.

Appetit des Fiskus

Angesichts des wachsenden Publikumsinteresses ein risikoloses Geschäft, könnte man meinen, wäre da nicht kürzlich eine gröbere Pleite in England passiert, wo der Veranstalter zur Hebung des Geschäfts selbst mitspielte - und verlor.

Zunehmend spürbar werden dürfte der Druck des Staates auf das Wettgeschäft. Der Appetit des Steuersäckels ist rasch geweckt, wie sich gerade in den USA zeigt, wo rückläufige Pferde-Wettumsätze durch zusätzliche Spielautomaten auf den Rennbahnen mehr als ausgeglichen werden sollen (das Konzept verfolgt man unter anderem auch bei Magnas Racino im niederösterreichischen Ebreichsdorf).

Aber es spießt sich nicht zuletzt an der hohen Beteiligungsquote, die vom Staat gefordert wird. Die Internet-Wetten konnten sich dieser Schröpfung bisher weitestgehend entziehen. (Nikolaus Dolenz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.4.2005)