Beratung der Studierenden ist eine der Aufgaben der Fakultäts­vertretungen. Sie sehen sich aber auch als Vernetzungs­ebe für Studien­richtungs­vertretungen.

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"Wir können uns bis jetzt nur schwer vorstellen, wie es weitergehen wird." Wie viele ihrer KollegInnen ist Lisa Tschepen, Vorsitzende der Fakultätsvertretung Naturwissenschaften (FV Nawi), ratlos über die Zukunft der Fakultätsvertretungen an der Uni Wien. Denn auf dieser Ebene hinterlässt nicht nur das ÖH-Gesetz seine Spuren: Auch die FV kann von den Studierenden bei diesen Wahlen nicht mehr direkt gewählt werden, ihre MandatarInnen werden von den Studienvertretungen entsandt. An der Uni Wien kommt noch dazu, dass die Fakultäten völlig neu strukturiert wurden und einige neue Einheiten entstanden sind.

Vernetzung

Eine der wichtigsten Aufgaben der Fakultätsvertretung sieht Tschepen darin, eine "Vernetzungsebene für Studienrichtungsvertretungen zu sein, wo sich die Leute oft untereinander nicht kennen." Eben diese Aufgabe wird durch die im Rahmen des Organisationsplans vorgenommene Umstrukturierung der Uni Wien deutlich erschwert.

"Wir sind von der Zerschlagung der Fakultäten sehr stark betroffen und das hat natürlich auch Auswirkungen auf die darunter liegende Ebene", kritisiert Tschepen. Insgesamt wurde die NaWi in fünf neue Fakultäten aufgesplittet: "Wir haben drei Fakultäten an denen es nur eine Studienrichtung gibt", so Tschepen. Wie die Koordinierung der Studienvertretungen – so der neue Name der Studienrichtungsvertretungen – in Zukunft ermöglicht werden könnte, wenn statt einer nun auf einmal fünf Fakultätsvertretungen zuständig sind, sei nur schwer abzusehen, meint die FV-Vorsitzende.

Räume

Eine wesentliche Voraussetzung für die Vernetzung sind Räumlichkeiten. "Eine Frage für uns ist zum Beispiel, ob wir die Räume behalten können, die eigentlich sehr nett sind", erzählt Petra Schwarz von der FV Geisteswissenschaften (GeWi), die ihren Sitz am Alten AKH hat. Ähnlich unklar ist die Raumsituation an der FV Human- und Sozialwissenschaften (HuS). "Ich habe keine Ahnung, ob alle dann in der Rathausstraße angesiedelt sein werden", rätselt Nikola Staritz von der dortigen Fakultätsvertretung.

Besorgt sind die StudierendenvertreterInnen aber auch über den Fortbestand von Projekten und Serviceeinrichtungen, die von den FVen angeboten werden. "Das Zeitungsprojekt wird es nicht mehr geben", befürchtet Tschepen. "Genauso wenig die Skriptenbörse", eine Sammlung von Mitschriften, die auf einem eigens angemieteten (billigeren) Kopierer kopiert werden können.

"Sonst sterben ein Haufen Projekte"

"Eine Form der Vernetzung muss es geben, sonst sterben ein Haufen Projekte", mahnt Petra Schwarz von der FV GeWi. Schwieriger wird es vor allem für jene Projekte, die von mehreren FVen gemeinsam betrieben werden. Ein Beispiel dafür sind etwa ein Diplomarbeitscoaching für Frauen oder eine Bücherbörse, zwei Projekte, die von der FV HuS gemeinsam mit der FV GeWI auf die Beine gestellt wurden. Beide Fakultäten sind von den Umstrukturierungen betroffen: Während die GeWi in drei Einheiten aufgesplittet wurde, wurden aus der HuS gleich fünf Fakultäten.

Ob nun die von bislang nur zwei Fakultätsvertretungen betriebenen Projekte von den fast zehn neuen Fakultätsvertretungen übernommen werden oder nicht, ist noch unklar. "Die müssen dann aufgesplittet werden", vermutet Nikola Staritz von der Fakultätsvertretung HuS.

Budget

Aber nicht nur das, die StudierendenvertreterInnen befürchten zudem dass das Budget nicht mehr ausreichen könnte. Durch das neue ÖH-Gesetz wurde auch die Verteilung des Budgets zwischen den verschiedenen ÖH-Ebenen neu festgelegt. Bislang erhielten die FVen und die Studienrichtungsvertretungen 40 Prozent des Budgets, erklärt Andreas Weikhart, Jurist an der ÖH-Bundesvertretung. "Jetzt erhält die StrV 30 Prozent und die FV mindestens 10 Prozent."

Die FVen, so fürchten die Betroffenen, bekommen demit weniger Geld: "Früher gab es einen höheren Budgetschlüssel und weniger FVen", meint Staritz. Die Univertretung kann zwar beschließen, den FVen mehr Geld zuzuweisen, sie sind aber vom Entgegenkommen der dortigen Exekutive abhängig.

Die beiden untersten Ebenen der ÖH müssen sich neu organisieren, davon ist Staritz überzeugt. Tschepen befürchtet, dass die neuen FVen langfristig nicht mehr zusammenarbeiten werden, die FV-Vorsitzende räumt aber ein, dass dies nur schwer vorherzusehen ist: "Das hängt alles von den Leuten ab, die in den Fakultätsvertretungen arbeiten."