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Gerhard Falch wollte nicht "Reichsverweser" werden, obwohl ihn Peter Michaelis drängte.

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Linz/Wien - Mit der Beurlaubung von VA-Tech-Generaldirektor Klaus Sernetz und Finanzvorstand Hanno Bästlein ist Siemens eines von vielen Problemen los. Die Motive für die eigentlich erst im Mai erwartete Blitzaktion am Dienstagabend sind laut VA-Tech-Kapitalvertretern vielschichtig.

Die vergiftete Stimmung seit dem von Sernetz als "feindlich" eingestuften, ersten Übernahmeversuch im September (damals noch gemeinsam mit Mirko Kovats, Anm.) sei nur eines davon.

Allerdings eines, das zu unüberbrückbarer Verstimmung bei Siemens-Österreich-Generaldirektor Albert Hochleitner geführt habe, was wiederum der Arbeit des aus Hochleitner, Heinz-Joachim Neubürger (Siemens-Konzernfinanzvorstand München), dessen Treasurer Peter Moritz und Siemens-Österreich-Finanzvorstand Peter Schönhofer bestehenden Arbeitsteams wenig zuträglich gewesen sein soll.

Gerhard Falch lässt Siemens abblitzen

Abgeblitzt sind die von Siemens und ÖIAG nominierten neun Kapitalvertreter allerdings bei Sernetz' Stellvertreter als Generaldirektor, VAI-Chef Gerhard Falch. Er soll sich bis zuletzt (erfolgreich) geweigert haben, den "Reichsverweser" zu spielen, der die VA Tech für den Einbau ins weit verzweigte Siemens-Reich "herrichtet".

Er sei nicht einmal unter Hinweis auf die formale Zuständigkeit (eine dreimonatige Vertretung kann ein Stellvertreter laut Gesetz nicht ausschlagen, Anm.) gelungen, Falch dazu zu bringen, heißt es in Aufsichtsratskreisen.

Weshalb nach einer Sitzungsunterbrechung klar war, dass der vom neuen VA-Tech-Aufsichtsratspräsidenten Christian Nowotny und dessen Vize, ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis überreichte Kelch bei dem für das Energiegeschäft zuständigen Christian Habegger, landete.

Siemens kann mit Habegger gut leben

Mit dieser Wahl sollte Siemens freilich gut leben können, denn der 61-jährige Schweizer gilt als pragmatisch, konziliant und hat - von Sulzer kommend - keine Verstaatlichten-Vergangenheit. Außerdem sei Habegger mit dem Super-Gau bei der Zusammenführung vertraut: der VA Tech Hydro, dem Wasser-und Gas-Kombi-Kraftwerksbau.

Wie Siemens, für die bis zum EU-Kartellentscheid ein Vollzugsverbot gilt, diesen aufdröseln wird, ist die "Zwölferfrage". Denn die Wasserkraft hat Siemens zu Voith ausgelagert und im Gasturbinengeschäft (in dem VA Tech mit General Electric kooperiert, Anm.) würde sie sich Überkapazitäten ins Haus holen. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.04.2005)