Porträt eines Gestürzten: Castro und Allende in Patricio Guzmáns Doku "Salvador Allende".

Foto: Das Kino
Bereits zum sechsten Mal kommt das Salzburger Das Kino der verdienstvollen Aufgabe nach, mit der Lateinamerikanischen Filmwoche das vielseitige Schaffen eines halben Kontinents ins Bewusstsein einer größeren Öffentlichkeit zu rücken. In den letzten Jahren ist es dabei vor allem das neue argentinische Kino, das durch seine Zuwendung zur Realität (bei gleichzeitiger Abkehr vom magischen Realismus) eine Vorreiterrolle einnimmt - eine Entwicklung, der man mit einem eigenen Special Rechnung trägt:

Mit Pablo Traperos "Familia rodante" findet sich ein schönes Beispiel für diesen Elan: Eine Großfamilie bricht im Wohnmobil zu einer entfernten Hochzeit auf, was für die Reisenden einigen Anlass für die Austragung unterschwelliger Konflikte wie auch die Anbahnung neuer Allianzen gibt. Wo Trapero die Generationen aufeinander loslässt, rückt Daniel Burmans "El abrazo partido" dagegen die Orientierungslosigkeit eines 30-jährigen, der seinen jüdischen Wurzeln nachgehen will, in den Mittelpunkt seines Films.

Ein Höhepunkt der Schau ist das Tribute an den chilenischen Dokumentaristen Patricio Guzmán, dessen Filme sich an den politischen "Ikonen" seiner Heimat abarbeiten: Von "Salvador Allende", seinem neuen Film über den von der CIA gestürzten Präsidenten, führt ein direkter Weg zur berühmten Trilogie "La batalla de Chile" (1973-79), die den Militärputsch noch während seines Vollzugs festhielt. (kam/DER STANDARD, Printausgabe, 12.04.2005)