Aus der Genfer Sammlung Jan Krugier und Marie-Anne Krugier-Poniatowski: "Friedhof im Regen", Vincent van Gogh, 1886.

Foto: Krugier/Albertina
Im Rahmen des Albertina-Dauerprogramms "Nur das Beste vom Besten" sind Helden der Kunstgeschichte in Wien zu Gast. Klaus Albrecht Schröder präsentiert eine pädagogisch wertvolle Deutung der Sammlung Krugier.


Wien - Einem internationalen Trend spät folgend, präsentiert die Wiener Albertina eine Privatsammlung. Und auch das Museum Moderner Kunst im Museumsquartier wird in den nächsten Monaten Platz frei machen, um Fremdkollektionen auszustellen. Die Sammlung des Energieversorgers EVN etwa oder jene der Erste Bank.

In der Albertina sind es eben Meisterwerke der Sammlung Jan Krugier und Marie-Anne Krugier-Poniatowski. Die Schau wird mit dem Titel Goya bis Picasso beworben. Und vorausgesetzt wird selbstverständlich, dass jedes Werk, das von eines Meisters Hand stammt, auch ein Meisterwerk ist. Und außerdem handelt es sich ganz sensationellerweise um eine österreichische Erstpräsentation. Und ganz selbstbewusst, wie es eben seine Art ist, hat Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder den rund 200 Werke starken Auszug aus der prominenten Privatsammlung noch um 25 weitere Meisterwerke aus seinem eigenen, dem Bestand der Albertina, aufgefettet. Sicher ist sicher.

Jedenfalls tourt die insgesamt etwa 500 Arbeiten auf Papier umfassende Sammlung seit einigen Jahren durch Europa, war bereits in Berlin, Venedig, Madrid und Paris in jeweils unterschiedlichen Konstellationen zu sehen.

Das Berliner Kupferstichkabinett etwa betonte den Anteil französischer Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, die Guggenheim Foundation stellte für die Präsentation in Venedig den Anteil italienischer Zeichnungen des 15. und 16. Jahrhunderts in den Mittelpunkt. Das Pariser Musée Jacquemart-André wählte den sicher zeitgemäßesten Ansatz: Kurator Tomàs Llorens hat die Werke der Sammlung - von Dürer bis ins späte 20. Jahrhundert - in einer Gegenüberstellung gezeigt, die gänzlich auf einen chronologischen Faden verzichtet.

In Wien, wo nach so vielen Stationen mit internationalem Fachpublikum ohnehin nicht mehr zu rechnen ist, ging man die Sache didaktisch an, hat die individuell gewachsene Sammlung in leicht verträgliche Häppchen geteilt, und dort Eigenes beigesteuert, wo man eben Starbedarf witterte. Und also liest sich die Schau jetzt als kleine Einführung für viele Besucher in die große Kunstgeschichte.

Sie beginnt mit Zeichnungen Goyas und endet mit Alberto Giacometti und Francis Bacons Studie für einen Papst von 1955. Da letzteren beiden die Ausstellungstitelreife offenbar noch nicht zuerkannt werden kann, musste erneut Picasso herhalten, um das Ziel des Parcours von Goya aus zu markieren. Kein Wunder, dass dann die Arbeiten eines Jean-Michel Basquiat, die in der Krugier-Sammlung ganz selbstverständlich neben solchen Gentile Bellinis schlummern, den Weg nach Wien erst gar nicht fanden.

Der 1928 nahe Warschau geborene Jan Krugier fand als Überlebender des Holocaust in der Schweiz seine neue Heimat. Er studierte bei Johannes Itten an der Züricher Kunstgewerbeschule, ehe er mit seinem Freund Alberto Giacometti 1947 eine eigene Kunstschule, das "Atelier Krugier" gründete. Seine Genfer Galerie wurde zu einem der international renommiertesten Kunsthandelsunternehmen. Mit seiner zweiten Frau, der polnischen Künstlerin Marie-Anne Poniatowski legte er 1968 mit dem Erwerb einer Arbeit von Seurat den Grundstein für die gemeinsame Sammlung. (Der Standard, Printausgabe, 9./10. 04. 2005) Bis 28. August