Wien - Ein astronomisches Jahrhundertereignis beschäftigt derzeit die Wissenschaft: die "Wiedergeburt" eines sterbenden Sternes, eines so genannten "Weißen Zwerges". Schon bisher wusste man, dass es zu einem solchen letzten Aufflackern nach Versiegen des Kernbrennstoffs kommen kann. "Doch die nun beobachteten Prozesse liefen viel schneller ab, als wir erwartet hatten", erklärte der Astrophysiker Stefan Kimeswenger von der Universität Innsbruck. Er hat mit einem internationalen Wissenschafterteam die Ereignisse beobachtet, ein neues theoretisches Modell erarbeitet und dieses durch Beobachtung mit den modernsten Teleskopen bewiesen. Ihre Ergebnisse wurden am Freitag in der US-Wissenschaftszeitschrift "Science" veröffentlicht.

Sterne mit einer Masse ähnlich unserer Sonne werden am Ende ihres Lebens, wenn nahezu aller Fusionsbrennstoff aufgebraucht ist, zu "Weißen Zwergen". Auch die Sonne wird in ungefähr fünf bis sieben Mrd. Jahren dieses Schicksal ereilen. Bei einigen dieser "Weißen Zwerge", bei wie vielen wissen die Astronomen noch nicht, zündet die Fusionsreaktion noch einmal, er leuchtet hell auf. Bisher kennt man nur zwei Beobachtungen, die wahrscheinlich von dem gleichen Phänomen verursacht wurden, und zwar aus den Jahren 1670 und 1918.

"Sakurai's Object"

1996 wurde ein solches Ereignis auch bei dem Stern V4334 Sgr, nach seinem Entdecker auch "Sakurai's Object" genannt, im Sternbild des Schützen gesichtet. Zuerst glaubten die Astronomen, dass der starke Helligkeitsanstieg eine übliche Nova-Explosion sei. Folgeuntersuchungen konnten dies aber ausschließen und man ging vom Wiedererwachen eines "Weißen Zerges" aus. Nach dem damals geltenden Modell sollte eine Serie von Ereignissen eintreten, die einer solchen Wiederentzündung folgen würde. "Doch die Vorgänge liefen 100mal schneller ab, als unsere Simulationen vorhergesagt haben", so Kimeswenger.

Neues Modell

Unter Leitung von Albert Zijlstra von der Universität Manchester wurde darauf hin ein neues theoretisches Modell erarbeitet, das von den neuesten Beobachtungen der Wissenschafter mit dem Radio-Interferometer des US-amerikanischen National Radio Observatory in New Mexico, dem Hubble Space-Teleskop und dem "Very Large Telescope" der Europäischen Südsternwarte ESO unterstützt wird.

Und so dürfte der zweite Frühling des sterbenden Sterns ablaufen: Ein "Weißer Zwerg" hat für eine Kernfusionsreaktion keinen Wasserstoff mehr in seinem Inneren. Es kommt in diesem Stadium aber immer wieder zu einem Restbrennen von Helium. Dadurch setzt Konvektion ein, der Stern brodelt förmlich. Dadurch gelangt genügend Restwasserstoff aus der äußeren Hülle ins Innere des Sterns, wo er zündet und die neuerliche Kernfusion eine plötzliche Zunahme der Helligkeit verursacht.

Kohlenstoff

Bedeutend sind die Beobachtungen nicht nur, weil es sich dabei um eine mögliche zukünftige Entwicklung unserer Sonne handeln könnte. "Sakurai's Object" hat auch eine große Menge Kohlenstoff in den Weltraum ausgeworfen, sowohl in Form von Gas als auch als Staubkörner. Für diesen Kohlenstoff (C) haben die Forscher ein Isotopenverhältnis zwischen C12 und C13 berechnet, das auch in Kohlenstoffkörnern vorkommt, die auf der Erde in Meteoriten gefunden wurden.

Die Frage ist nun, wie dieser spezielle Kohlenstoff in die Meteoriten unseres Sonnensystems gekommen ist. "Entweder hat sich ein solches Ereignis in unserer Umgebung abgespielt, oder sie sind viel häufiger als bisher angenommen", so Kimeswenger. (APA)