Foto: BV 23

derStandard.at hat seine Wien-Berichterstattung um Bezirksseiten erweitert. In einer E-Mail-Interviewserie stellen wir aus diesem Anlass die BezirksvorsteherInnen der einzelnen Bezirke vor. An der Spitze des 23. Wiener Gemeindebezirks, Liesing, steht seit 1995 Manfred Wurm (SPÖ).

derStandard.at: Was zeichnet Ihren Bezirk aus?

Wurm: Seine Vielfalt in Landschaft, Geschichte und Kultur, die nach wie vor existenten acht Dörfer, sowie die Lagegunst im Südwesten Wiens. Der 23. Bezirk ist daher eine bevorzugte Gegend für Wohnen, aber auch für Betriebe. Außerdem gedeihen im Bezirk hervorragende Weine.

derStandard.at: Ihr Lieblingsplatz im Bezirk?

Wurm: Ich bin gerne im Bezirk. Und es gibt mehrere schöne Plätze, die ich gerne herzeige: zum Beispiel manche Stellen an der Liesing, im Maurer Wald, bei der Bergkirche Rodaun oder auch auf dem Dach des Wohnparks Alt-Erlaa, von wo aus man den gesamten Bezirk überblicken kann.

derStandard.at: Was sind die größten Probleme in Ihrem Bezirk?

Wurm: Es gibt zwei wesentliche Probleme, wobei diese nur in geringem Umfang vom Bezirk beeinflussbar sind: die Situation am Arbeitsmarkt und den Verkehr.

Die Chance, in Liesing einen Arbeitsplatz zu finden ist zwar nach wie vor größer als in anderen Bezirken und ich bin auch ständig „unterwegs“, damit neue Betriebe angesiedelt und bestehende gehalten werden, aber es bedürfte hier weitaus größerer Anstrengungen seitens der Bundesregierung.

Liesing ist ein Durchzugsbezirk: Alle, die aus dem Raum Mödling/Baden bzw. aus dem südlichen Wienerwaldgebiet nach Wien wollen, müssen durch den 23. Hinzu kommt eine hohe Motorisierungsdichte im Bezirk selbst. Es wird auf die Dauer nicht möglich sein, die negativen Auswirkungen des eigenen Mobilitätsverhaltens zu kaschieren oder zum Verschwinden zu bringen.

derStandard.at: Welche Faktoren sind für die wirtschaftliche Entwicklung im Bezirk entscheidend?

Wurm: Da ist zum Einen einmal die äußerst günstige Verkehrslage mit Südbahn, Pottendorfer Linie und Donauländebahn, Südautobahn, Außenringautobahn, SO-Tangente und künftig der S 1. Alle diese Verbindungen führen durch den 23. Bezirk. Dies ist auch für die exportorientierte Wirtschaft wichtig, weil hier alle europäischen Destinationen unmittelbar über das hochrangige Bahn- und Autobahnnetz erschlossen sind.

Zum Zweiten sind es das wirtschaftsfreundliche Klima im Bezirk und die Einrichtungen, die wir geschaffen haben, konkret der regionale Wirtschaftsmanager, die Personal-Finder, die Projektsprechtage, das regionalpolitische Netzwerk Interdisk und die AK-Servicestelle.

derStandard.at: Was sind die Schwerpunkte Ihrer bezirkspolitischen Tätigkeit?

Wurm: Siehe "Probleme im Bezirk". Außerdem: Schulen und Kindertagesheime, die Revitalisierung des Liesingbaches und Bürgerbeteiligungsprojekte. Ich bin außerdem im Stadtumlandmanagement (SUM) engagiert, das die Zusammenarbeit der Bezirke und Orte im „Grenzland“ Wien – Niederösterreich koordiniert sowie im Projekt „Biosphärenpark Wienerwald“. Überdies verfügt der 23. Bezirk über aktive Partnerschaften mit dem 15. Bezirk der Stadt Budapest und der Stadt Ulcinj/Montenegro.

derStandard.at: Laufen in Ihrem Bezirk BürgerInnenbeteiligungsverfahren?

Wurm: Es gibt die Lokale Agenda 21 mit mehreren Arbeitsgruppen. Außerdem ein Schüler- und Jugendparlament, das 2005 noch ausgeweitet wird. Mitgestaltungsmöglichkeiten gibt es überdies bei einzelnen Projekten wie Straßen- oder Platzumgestaltungen oder bei der Errichtung neuer Spielplätze (da können besonders Kinder mitgestalten). Es existieren überdies auch zahlreiche Vereine, Aktivistengruppen und Organisationen im politischen, sozialen und kulturellen Bereich sowie aktive Pfarren, die das Geschehen im Bezirk wesentlich mit beeinflussen.

derStandard.at: Ihre Strategie in Sachen Hundekotproblem?

Wurm: Es gibt keine spezielle Strategie. Wir setzen auf möglichst viel Verständnis und Einsicht der Hundehalter. Mehrere Hundezonen wurden in den letzten Jahren errichtet.

derStandard.at: Wie stehen Sie zur Einführung von "Schutzzonen" im Bereich von Schulen?

Wurm: Dafür besteht keine Notwendigkeit. Außerdem hätte unsere Polizei auf Grund der Personaleinsparungen gar nicht die notwendigen Kapazitäten, um eine Schutzzone zu überwachen.

derStandard.at: Gibt es im Bezirk Maßnahmen für die Integration von Minderheiten?

Wurm: Der 23. Bezirk hat einen sehr niedrigen Anteil an ausländischen Mitbürgern. Integrationsprobleme gibt es keine, Kontakte zu Migrantenorganisationen oder zur islamischen Gemeinde existieren aber trotzdem. Liesing hat mit dem Projekt „Globaler Hof“ im Bereich „In der Wiesen“ ein Vorzeigeprojekt in Sachen Integration vorzuweisen.

derStandard.at: Haben Sie ein politisches Vorbild?

Wurm: Ich habe einige Jahre als Mitarbeiter von Bruno Kreisky gearbeitet. Er war eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Und weil er auch persönliche Schwächen hatte, war er für mich kein „Übermensch“.

derStandard.at: Mit welchen Eigenschaften würde Sie ein Freund charakterisieren?

Wurm: Ausdauernd, bescheiden, einfühlsam, manchmal ungeduldig und mitunter zu gutmütig.

derStandard.at: Ein persönlicher Tipp für Ihren Bezirk?

Wurm: Besuchen Sie einmal einen Heurigen in unserem Bezirk. Sie werden begeistert sein und sicher wieder kommen.