Fotos: ORF/maschek; Montage: derStandard.at
derStandard.at: "Die Lage durch die schwarzblaue Regierung und vor allem durch die FPÖ wird immer skurriler und eigenartiger und immer ungeeigneter für die Karikatur", behauptet Gustav Peichl und fügt hinzu "Die Realität ist stärker als die Karikatur". Ist die Regierung der Tod des Kabaretts?

Florian Scheuba: Angesichts der aktuellen Arbeiten von Michael Pammesberger erkennt man, dass die Lage sehr wohl für die Karikatur geeignet ist. Diesem Mann fällt eben zum Unterschied von Herrn Peichl etwas ein, aber das war schon früher so ...

Robert Palfrader: Nein, er irrt! Das haben Maurer/Scheuba mit "Zwei echte Österreicher" und Dorfer/Scheuba mit "dorfers donnerstalk" mehrfach bewiesen. Abgesehen davon hat es diese Regierung ermöglicht, ein völlig neues Feld des politischen Kabaretts zu beackern. Oder hätte sich jemand jemals träumen lassen, dass die SPÖ eine über den Schädel bekommt (Freundschaft: Henning/Scheuba)? Über die Redundanz der Geschichte lasse ich mit mir reden ..., da wird Lustiges zum Lästigen. Aber ganz abgesehen davon darf man nicht den Fehler machen, Skurrilies mit Lustigem zu verwechseln. Ich kann über die Geschehnisse hervorragend lachen - lustig find´ ich sie schon lange nicht mehr.

Peter Hörmanseder: Nein, umgekehrt. Das Peichlsche Dokumentieren eines Ist-Zustandes (inklusive braver Beschriftung der Gezeichneten) wurde ohnehin schon vor mindestens 20 Jahren durch karikierende Proponenten eines Soll-Zustandes abgelöst. Je mehr sich eine Regierung entäußert, desto leichter fällt es, sich immer neue – eigentlich unglaubwürdige – Eskapaden auszudenken, die möglichst nie eintreten sollten. Instinktsicher übernimmt die Politik (nicht nur die Regierung) jede noch so tollkühne Idee, nur um ja nicht aus dem Rampenlicht der Unterhaltungsindustrie verdrängt zu werden. Solange nicht das Ende der Fantasie erreicht ist, wird es Regierungen geben.

derStandard.at: Wenn nein, wo setzen Sie persönlich an, wo sehen Sie das größte kabarettistische Potenzial?

Florian Scheuba: Die Mischung aus Mafia-Drama und Trash-Sitcom sorgt jeden Tag für neue Kostbarkeiten. Meldungen wie "Kabas schließt Haider aus der FPÖ aus" bringen Sonnenschein in den grauesten Alltag.

Robert Palfrader: Die Personen die hinter diesen Vorkommnissen stehen, müsste man um vieles reduzierter auf einer Bühne darzustellen. Die Originale outrieren nämlich, dass die Tür nimma zugeht!

Peter Hörmanseder: Das Stichwort Neugründung wäre das spannendste. Also zum Beispiel: Wie schafft es Schüssel, dem Volk einzureden, dass ein König Wolfgang I, das/der Beste für die ehemalige Republik Österreich sei.

derStandard.at: Wenn ja, erwägen Sie, Politkabarett in der nächsten Zeit weniger Beachtung zu schenken?

Florian Scheuba: Diese Frage ist wie: Wenn Bayern München in der Champions League ausscheidet, werden Sie sich dann weniger für Fußball interessieren?

Peter Hörmanseder: Ich klammere das wenn "ja" mal aus und thematisiere Politkabarett an sich. Das größte Missverständnis rund um das Jahr 2000 war die sogenannte Repolitiserung der Menschen. Unfähigkeit, Ungerechtigkeit und Unverschämtheit gibt es nicht erst seit Blau/Schwarz (wie es anfangs hieß), sondern gab es immer und wird es immer geben. Also gilt es beständig, politische Entwicklungen zu beobbachten und weiterzudenken.

derStandard.at: Welcher Titel für ein politisches Kabarett würde Ihnen spontan einfallen, wollten Sie die jüngsten Ereignisse karikieren?

Florian Scheuba: Biermops Battle Royal

Robert Palfrader: Na oisdann!

Peter Hörmanseder: Spontan würde ich einen Rückblick auf die Jahre 2000-2009 unter dem Titel "Die Zeros-Show" unternehmen. Anno 2015 würde ORF-Generaldirektor Elmar Oberhauser zurück auf diese Zeit der Nullen und der Stunde Null blicken. Ebenso spontan würde ich dieses Programm am 22. und 23. Juni in der Wiener Stegreifbühne Tschauner zum Besten geben.

derStandard.at: Das Kürzel BZÖ beflügelt die kabarettistischen Fantasien der Massen. Was bedeutet die Abkürzung für Sie?

Florian Scheuba: Bizarres Österreich

Robert Palfrader: Die Abkürzung BZÖ steht eindeutig für: du bist ein bisserl brr brr brr, du Knackwurst! Oder doch für: Beachtliche Zellteilung, Öhha!

Peter Hörmanseder: Im Deixschen Sinne handelt sich bei der BZÖ um ein großangelegtes Kontaktmagazin, wo man/frau sich nicht alles trauen muß, deshalb – Busen, Zumpferl, Ösen.

(mhe)