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Abschied von Johannes Paul II.

Foto: AP Photo/Andrew Medichini
Rom - Fünf Tage nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. hat der Vatikan am Donnerstag das Testament veröffentlicht. Das 15-seitige Dokument ist stark theologisch und spirituell geprägt. In einem Kapitel aus dem Jahr 1990 heißt es: "Nach meinem Tod bitte ich um Heilige Messen und Gebete." Aus dem Testament geht auch hervor, dass der Papst fünf Jahre vor seinem Tod einen Rücktritt erwogen hat.

Bitte um Gebete

Im Testament bat der Papst um Verzeihung und um Gebete: "Ich danke allen. Alle bitte ich um Vergebung. Und ich bitte auch um Euer Gebet, damit die Barmherzigkeit Gottes sich als größer erweist als meine Schwäche und Unwürdigkeit", hieß es wörtlich im Text, dessen erste Teile der Papst bereits am 6. März 1979 verfasst hatte. Der Papst ordnete an, dass seine persönlichen Aufzeichnungen verbrannt werden sollen. Der Privatsekretär Erzbischof Stanislaw Dziwisz wird beauftragt, dies zu überwachen. Der Papst hinterlässt überdies keinerlei persönliches Eigentum.

Mehrmals umgeschrieben

Johannes Paul II. hat sein Testament mehrmals umgeschrieben. Die erste Fassung stammt vom 6. März 1979, die letzte wurde vom 12. bis 18. März 2000 geschrieben. Von Anfang an schrieb er sein Testament im Bewusstsein seines Todes, auf den er sich vorbereiten wollte. Über seinen Tod schrieb der Papst auch am 1. März 1980: "Jeder muss die Aussicht auf den Tod vor Augen haben. Und bereit sein, sich dem Herrn und Richter zu zeigen, der zugleich Erlöser und Vater ist. (...) Noch einmal möchte ich mich vollkommen der Gnade des Herrn anvertrauen. Er selbst wird entscheiden, wann und wie ich mein irdisches Leben und mein seelsorgliches Amt beende".

Begräbnis in Polen überlegt

1982 zog der Papst die Möglichkeit eines Begräbnisses in Polen in Erwägung. 1985 jedoch entschied sich Johannes Paul, dem Kardinalskollegium die Entscheidung über die Trauerfeierlichkeiten zu überlassen.

In dem Schreiben zeigte sich das aus Polen stammende Kirchenoberhaupt überzeugt, dass dank der "Göttlichen Vorsehung" der Kalte Krieg ohne einen Atomkonflikt beendet worden sei. Seit dem Fall des Kommunismus 1989 habe sich die internationale Lage geändert, neue Probleme seien jedoch aufgetreten, schrieb der Papst im Jubiläumsjahr 2000. Er beklagte vor allem vor den Verfolgungen, die Christen in verschiedenen Weltteilen erleiden müssten.

Schwere Zeiten

"Die Zeiten, in denen wir leben, sind unsagbar schwierig und unruhig. Schwierig und gespannt ist auch das Leben der Kirche, sowohl für die Gläubigen, als auch für die Hirten. In einigen Ländern ist die Kirche einer derartigen Verfolgung ausgesetzt, das sie jenen der ersten Jahrhunderten gleicht, oder sogar übertrifft, was Erbarmungslosigkeit und Hass betrifft", schrieb der Papst.

Nur zwei lebende Personen werden in dem Testament erwähnt: Seinem persönlichen Sekretär Dziwisz dankt er für jahrelange Dienste. Und den Oberrabbiner Elio Toaff, der Johannes Paul 1986 beim Besuch in der Synagoge von Rom begrüßte, erwähnt er im Zusammenhang mit Kontakten außerhalb der Kirche.

"Göttliche Vorsehung"

Im März 2000 fügte der Papst hinzu: "Am Tag des 13. Mai 1981, dem Tag des Attentats auf den Papst während der Generalaudienz auf dem Petersplatz, hat mich die Göttliche Vorsehung auf wunderbare Art vor dem Tod bewahrt. Jener allein, der einziger Herr über Leben und Tod ist, hat mir dieses Leben gerettet, ja auf gewisse Weise hat er es mir wiedergeschenkt - es gehört von jenem Moment an noch mehr Ihm. Ich hoffe, dass Er mir hilft zu erkennen, bis wann ich meinen Dienst fortsetzen soll, zu dem Er mich am 16. Oktober 1978 berufen hat. Ich bitte Ihn, mich zu sich zu rufen, wann Er es will. Ich hoffe auch, dass solange es mir gegeben ist, den Petrusdienst in der Kirche zu leisten, die Göttliche Vorsehung mir die nötige Kraft für diesen Dienst gibt".

(APA)