Damenprunksekretär aus jener Zeit, als man noch auf Porzellan setzte (Dorotheum, 20.000 bis 25.000 Euro).

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Aus dem sehr umfangreichen Angebot ragt ein faszinierendes Möbel heraus - ein ziemlich üppig verzierter Damensekretär, dessen Standfestigkeit vor allem auch dem Porzellan zu verdanken ist, das einst zur Mode wurde.


Wien - Formale Anmut besitzt dieses Möbel kaum. Porzellanliebhaber geraten dagegen in Verzückung. Und zwar weniger ob der eingearbeiteten, 18 Plaketten umfassenden Suite schwülstiger Galanenszenen, als wegen des Möbeltyps als solchen. Dem Dekorierbedürfnis der Hersteller bot Porzellan eine Abwechslung. Die Geschichte der Verzierungstechniken ist auch abseits der Schnitzkunst oder Bemalung von Möbeln eine vielseitige:

An Pietra-dura (Mosaik aus zu Plättchen geschnittenen Steinen) fand man im 17. Jahrhundert gefallen, dann bevorzugte man Intarsien oder Lackmalerei, seltener Versionen mit bemalter Leinwand oder Petit-Point-Stickerei, und dann die vielseitig einsetzbare Bronzemontierungen. Parallel dazu stieg seit dem Ende des 17. Jahrhunderts das Interesse am "weißen Gold". Zuerst an asiatischem, bald an den in Meissen und Wien hergestellten Porzellanen. An Höfen richtete man Kabinette ein: Die Porzellanobjekte standen auf vergoldeten Konsolen, aufgestellt vor Textil- und bemalten Papiertapeten, flankiert von Lackarbeiten und -möbel.

Insgesamt stets kunstvolle Arrangements mit kostbaren goldgrundigen oder schwarz lackierten Wandbespannungen, beleuchtet von 30-armigen Kronleuchtern und Wandappliken. Das Porzellan-Fieber grassierte und die französischen Ebenisten begannen dies im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts zunehmend zu berücksichtigen und setzten in ihre Möbel mit Blumenbouquets und Landschaften bemalte Sèvre-Platten ein. Diese vor allem bei Damensekretären oder Arbeitstischchen angewandte Verzierung wurde eine Spielart des Klassizismus. Meissen nahm diese Praxis später auf, stellte zunächst ganz aus Porzellan gefertigte Möbel her. Der im Dorotheum im Rahmen der Auktion (15. 4.) angebotene Damenschreibtisch knüpft an diese Tradition an. Ulrich Prinz akquirierte dieses Möbel in Düsseldorf und taxiert es auf 20.000 bis 25.000 Euro.

Von Typ und Bauweise her entspricht es - tragende Teile aus Porzellan waren auch trotz darin verarbeiteter Holz-oder Eisenstreben nicht üblich - eher einem Repräsentationsmöbel. Auf einem Teil findet sich jene Marke, die den Hinweis auf den Herstellungsort liefert: auf einem die Schreibtischkanten zierenden Atlanten. Und hier schließt sich, die Marke findet sich in einer Publikation von Waltraud Neuwirth, der Kreis zu Meissen. Denn die Geschichte der Porzellanfabriken ist wegen Verwendung verwechslungsfähiger Marken seit dem 18. Jahrhundert eng mit Meissen verbunden. In diesem Fall ist es ein an die typischen überkreuzten Schwerter erinnerndes "W" und ein Stern für die 1763 gegründete Manufaktur "Wallendorf". (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.4.2005)