B? Z? Wie war das? Werber attestieren Haiders orangefarbener Punica-Oase DDR-Chic der Siebzigerjahre.

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Das Original

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Tibor Bárci ist Präsident des Creativ Clubs Austria , sozusagen der Oberkreative des Landes. Selbst er wirkt ziemlich ratlos, fragt man ihn nach dem Auftritt der neuen Haider-Partei.

"Seinen Namen kann man sich nicht aussuchen, sagt man", sinniert Bárci: "Hier ist der seltene Fall, wo man kann. Und prompt sucht man sich einen Namen aus, der mit 'Bündnis' an Altes erinnert und auch mit 'Zukunft' nicht jünger wirkt. Dementsprechend charmant die Abkürzung BZÖ. Der Charme von RZB, AEZ, ZVB et cetera durchweht das Kürzel." RZB kennt man als Raiffeisen Zentralbank, der Wiener das AEZ als eher unhippes Einkaufszentrum und der Medieninteressierte ZVB als Zeitschriften- Verlagsbeteiligungs-AG, eine Tochter des Kurier-Konzerns.

Relativ konsequent hat die BZÖ den von Bárci identifizierten Charme und die Altersanklänge ihres Namens optisch umgesetzt: "Visualisiert wird im Stil der Siebziger. Farbgebung und Typografie erinnern an die Zeit als ... nun ja, die Protagonisten jung waren. Aber dennoch bleibt optisch alles etwas steif. Das Typografiebuch liegt noch irgendwo aufgeschlagen herum, vom Designer in aller Hast nach irgendeiner Schrift durchgeblättert und dann links liegen gelassen."

Was also tun, Herr Präsident? "Aus BZÖ eine Marke zu machen bedarf ... hm ... da müsste ich sehr lange nachdenken." Und darauf konnte DER STANDARD ob dieses Anlasses nicht bestehen.

"DDR der Siebziger"

Alles andere als modern findet auch Christoph Klingler, Kreativgeschäftsführer der Lowe GGK, das Logo der BZÖ. Dem attestiert er "einen gewissen Retrochic". Nur dass die Ö-Punkte so "designig" in den Buchstaben integriert wurden, "beschädigt die Authentizität der DDR-Optik aus den Siebzigern". Schon wieder gemahnt das Logo einen Werber an die Siebziger.

Apropos Historie: Gert Winkler, legendärer GGK-Kreativer und heute Chef der Filmproduktion Tale, erinnert sich an ein Drehbuch mit Franz Novotny über die Erste Republik. Titel: "Staatsoperette".

Winkler über "Staatsoperette, die Zweite: Der fesche OÖ-Kärntner setzt sich die Intellektuellenbrille auf, neben ihm die nicht so fesche Schwester, der nicht so glückliche Vize und zwei blasse Flankenmänner. Nicht im Bild Prinzhorn, das Geld. Während die FPÖ alt (nicht nur) auf den Parteischulden sitzen bleibt, präsentiert sich BZÖ neu in modischen Orange-Schattierungen. Juschtschenko, schau oba." Winklers Fazit: "Koalition neu? Zgonc & Partner."

Daniel Gantner hat zwar erst vor kaum einem Jahr seine eigene Agentur gantner und partner gegründet, greift aber am weitesten in die Geschichte und zitiert, so schreibt er, Goethe an Schiller anno 1797: "Die Fratze des Parteigeistes ist mir mehr zuwider als irgendeine andere Karikatur." Das war zwar nicht ganz die Frage, aber lässt erahnen, worauf Gantner hinaus wollte.

"Ho-ruck-Marketing"

Praktischer geht Mariusz Jan Demner (Demner, Merlicek & Bergmann) ans Werk: "Für diese Art von Styling muss man aufpassen, ob es dafür genug Publikum gibt, das darauf abfährt. Ich bezweifle, dass es das gibt."

Aber was kümmern da schon Stylingfragen: "Haider macht die Rechnung ohne den Wirt: Der Befreiungsschlag aus innerparteilichen Querelen macht ihn und seinen orange gefärbten Verein noch abhängiger von einer Regierungsbeteiligung. Aber genau die ist ja das wirkliche Problem eines Vereins, der sich immer als Protestpartei gebärdet hat. Die Sache wird so lange gären und die Truppe so weit dezimieren, bis sich auch der Bundeskanzler entschließen wird, den Ballast im Tornister loszuwerden."

Eduard Böhler von der Werbeagentur Wien Nord Pilz fällt es "schwer, das Ganze ernsthaft zu analysieren, so sehr schwingt das Szenario der letzten Jahre mit. Gedacht ist es ja wie aus dem Schulbuch für Ho-ruck-Marketing: Wenn eine Marke nicht mehr funktioniert, wirf sie weg, und mache eine neue. Aber: Wie die Erfahrung lehrt, kann schlussendlich auch eine bemüht jugendlich bunte Verpackung über ein Produkt am Ende seines Lebenszyklus nicht hinwegtäuschen."

Andreas Putz , Kreativchef von Jung von Matt/Donau "fällt dazu nicht viel ein": "Ich tu mir schwer, den optischen Auftritt vom inhaltlichen zu trennen." Die BZÖ nimmt er höchstens "sehr oberflächlich" wahr. (Harald Fidler, DER STANDARD, Printausgabe, 6.4.2005)