Infografik: Zukunftsaussichten der Politiker

Egal, wer sich im FPÖ-Führungsgerangel durchsetzt: Die Österreicher gehen davon aus, dass die Freiheitlichen jedenfalls an Bedeutung verlieren, 18 Prozent meinen, dass ihre bundespolitische Rolle nach der nächsten Nationalratswahl ausgespielt ist.

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Linz - "Bis zur nächsten Nationalratswahl sind ja planmäßig noch eineinhalb Jahre Zeit. Aber wenn Sie nach Ihrem Gefühl gehen: Wird die FPÖ nach der nächsten Nationalratswahl eine etwas stärkere Rolle spielen als heute, eine etwa gleich starke Rolle spielen wie heute, eine schwächere Rolle spielen als heute oder gar keine Rolle mehr spielen?" Diese Frage ließ DER STANDARD in der Vorwoche 400 wahlberechtigten Österreicherinnen und Österreichern durch das Linzer market-Institut stellen.

Nur 15 Prozent können sich eine stärkere Rolle der FPÖ nach den nächsten Wahlen vorstellen, 18 Prozent eine gleich starke. 44 Prozent sehen die FPÖ aber in einer noch schwächeren Rolle als jetzt, 18 Prozent sehen gar keine Rolle mehr für die FPÖ nach der nächsten Nationalratswahl.

Besonders groß ist die Skepsis bei den Angehörigen der höchsten Bildungsschicht und bei männlichen Befragten, aber selbst unter den deklarierten Anhängern der FPÖ sieht etwa jeder Zweite eine schwindende bis gar keine Bedeutung für seine Partei mehr.

In der Sonntagsfrage, die bei derselben market-Umfrage gestellt wurde, liegt die FPÖ bei hochgerechnet acht Prozent (und damit unter den 10,01 Prozent bei der Wahl 2002) - die Führung hat wie schon in den letzten Wochen die SPÖ (41 Prozent) knapp vor der ÖVP (40 Prozent) und den Grünen (11 Prozent).

Und was, wenn sich die FPÖ spaltet? Mehrere vom ORF befragte Meinungsforscher erklärten, dass das dazu führen könnte, dass beide Gruppen ihre parlamentarische Basis verlieren. Der Politikberater Christian Scheucher räumt allerdings Jörg Haider Chancen auf ein Grundmandat in Kärnten und damit auf einen Einzug ins Parlament ein. Das Potenzial der Wiener Gruppe um Heinz-Christian Strache schätzt Scheucher dagegen auf unter vier Prozent.

DER STANDARD bat market auch, die Österreicher über die Zukunftsaussichten der Exponenten im Streit um die freiheitliche Führung zu befragen und diese mit den Zukunftseinschätzungen für führende Politiker der anderen Parteien zu vergleichen.

Absteiger Haider

Die Hitliste der Absteiger führt der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider an: 13 Prozent sehen ihn nach der nächsten Nationalratswahl am Ende seiner bundespolitischen Bedeutung, weitere 45 Prozent meinen, dass Haiders Rolle zumindest schwächer würde. Besonders die jüngeren Befragten meinen, dass Haiders bundespolitischer Einfluss zurückgehen wird. Nur unter den erklärten Wählern der FPÖ glaubt jeder Zweite, Haiders Gewicht in der Bundespolitik werde eher zunehmen.

Auch in einer von profil veröffentlichten market-Umfrage sind es vor allem freiheitliche Wähler, die Haider für einen geeigneten FPÖ-Obmann halten. In der Gesamtbevölkerung meinen aber nur 18 Prozent, Haider eigne sich dafür, die FPÖ zu übernehmen.

Heinz-Christian Strache, dem Chef der Wiener Landes-FPÖ, wird in der market-Umfrage der geringste Bedeutungsverlust unter den abgefragten FPÖ-Politikern vorausgesagt. Allerdings müsse man dabei bedenken, "dass rund ein Viertel der Österreicher zu Strache gar keine Meinung haben, weil er bundespolitisch noch kaum verankert ist. Selbst die Wiener tun sich schwer, Herrn Straches bundespolitisches Gewicht zu bewerten", sagt market-Studienleiter David Pfarrhofer.

Der stärkste Bedeutungsgewinn wird - wie die Grafik zeigt - Grünen-Chef Alexander Van der Bellen eingeräumt. Eine stärkere bundespolitische Rolle wird auch den Landeshauptleuten Erwin Pröll und Gabi Burgstaller zugetraut. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 4.4.2005)