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Foto: Reuters/Bader
STANDARD: Das Pontifikat von Johannes Paul II ist zu Ende. Ihre Bilanz der 26 Jahre? Thurner: Johannes Paul II. war ein sehr gespaltener Papst. Weltgeschichtlich hat er Großes geleistet und durch seinen politischen Einsatz viel verändert. Innerkirchlich war sein Wirken zumeist von einem Reformstau geprägt. Er hat Millionen Menschen, vor allem Frauen, vor den Kopf gestoßen.

STANDARD: Inwiefern?

Thurner: Die rigorose Ablehnung von Empfängnisverhütung, Frauenpriestertum oder Priesterheirat - um nur einige Beispiele zu nennen. Johannes Paul II. hat in der kirchlichen Lehre meist Gesetz und Prinzip höher gestellt, als den einzelnen Menschen.

STANDARD: Was waren die Auswirkungen aus österreichischer Sicht?

Thurner: Umstrittene Personalentscheidungen, etwa bei Krenn oder Groër, sprechen für sich. In unseren Breiten war meist das Gefühl der Ignoranz durch den Papst sehr vorherrschend. Hoffnung und Freude wie etwa in Polen waren nur sehr bedingt spürbar und die Menschen haben sehr oft das Gefühl gehabt, mit ihren Anliegen nicht ernst genommen zu werden.

STANDARD: Ihre Hoffnung in einen neuen Papst?

Thurner: Eine schlagartige Verbesserung ist illusorisch. Ich wünsche mir aber einen Papst, der zumindest die Wege für Reformen ebnet, die dann gemeinsam getragen und durchgeführt werden. (DER STANDARD, Markus Rohrhofer, Printausgabe, 4.4.2005)