Freitagabend. Während für den ORF "Wahre Freunde" herumjuxen, ist man beim Bayrischen Fernsehen schon ins Gedenken an den Papst vertieft, worauf man in Dutzenden Impressionen von Messen in Altötting, vollen Stadien, einem geschlossenen Bronzetor im Vatikan hängen bleibt. Am offensivsten ist Fernsehen immer, wenn es etwas zeigen will, aber aktuell nichts zu sehen ist.

Sohnemann (10) zu seinem Vater: "Von allen Päpsten war der der wichtigste?" "Das kann man so nicht sagen: Die waren alle immer wichtig ..." "Der beste?" "Na ja, für die Protestanten war er zum Beispiel nicht so gut." "Aber dafür für die Katholiken?" "Er war zum Beispiel sehr gegen Scheidungen." "Die finde ich auch nicht gut ..."

Unter den Bildern auf CNN und NTV der obligate Fließtext. Am nächsten Tag im Kaffeehaus Debatten wie: "Warum die das so brutal hinauszögern?" Der Himmel über den Vatikan-Dächern in den TV-Endlosschleifen. Sätze wie: "Als Zeichen des Endes zerbricht der Fischerring." Oder: "Seid heiter." Dazu sind die Medienleute in beständiger Suche nach neuer Information zu genervt. Was, wenn sich dieser "lange Abschied" weiter hinzieht? Am Abend die Todesmeldung per SMS. Von wem? Seltsam. Rasender Stillstand. Ein denkwürdiges Wochenende. (cp/DER STANDARD, Printausgabe, 4.4.2005)