Das Duell um den Sieg.

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Dürfte ganz zufrieden gewesen sein: Helmut Marko.

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Spielberg – Red Bull hat in Spielberg dank einer famosen Fahrt von Max Verstappen den perfekten Formel-1-Tag erlebt. "Das ist sogar besser als letztes Jahr", sagte Teamchef Christian Horner nach dem zweiten Heimsieg in Folge. Der war auch ein deutliches Zeichen, dass das mit Honda begonnene Projekt tatsächlich Früchte tragen könnte. Bei Ferrari setzte sich hingegen eine zermürbende Pechsträhne fort.

Direkt nach dem Rennen spielten sich am Sonntag tumultartige Szenen ab. Firmengründer Dietrich Mateschitz fiel Verstappen, Horner und seinem langjährigen Einflüsterer Helmut Marko um den Hals, der wirkte entspannt und gelöst wie selten. "Ich will jetzt nicht darüber nachdenken, ich will einen Drink und das einfach nur genießen", sagte der 76-Jährige mitten in einem Interview. Dem Honda-Verantwortlichen Toyoharu Tanabe kullerten bei der Siegerehrung Tränen über die Backen.

Das Paket

"Es lag am Paket", erklärte Marko. Zunächst einmal sei es eine "unglaubliche fahrerische Leistung" von Verstappen gewesen. "Seine Überholmanöver kommen aus dem Nichts, der Gegner weiß gar nicht, wie ihm passiert." Die Achterbahn der Gefühle machte perfekt, dass Verstappen nach dem Start ins Mittelfeld zurückgefallen war – und der Reihe nach die Konkurrenz überholte. "Dieser Sieg ist weit aufregender, als wenn er einen normalen Start gehabt und vielleicht nur einen überholt hätte", kommentierte Marko. 2018 war Verstappen nicht zuletzt dank des Doppelausfalls von Mercedes zum Sieg gekommen.

"Am Ende war es die letzten 30 Runden ein unglaubliches Feuerwerk brillanter Manöver", betonte der Grazer. "Außerdem muss ich sagen: Honda hat uns für die letzten 30 Runden die ganze Power zur Verfügung gestellt, die wir hatten. Die Reifen haben gehalten, und wir hatten ein perfektes Chassis."

Der Schachzug

Es zeige sich, dass der Wechsel zu Honda nach der vergangenen Saison der richtige Schachzug gewesen sei. "Wir haben bis jetzt jedes Rennen mit Max in diesem Jahr beendet. Es gab nicht ein einziges Problem mit der Zuverlässigkeit", meinte Marko. "Ich habe vor der Saison fünf Siege versprochen, seitdem haben mich ein paar Leute für verrückt erklärt. Ich glaube immer noch, wir können das schaffen." Das große Ziel sei es noch immer, Verstappen "zum jüngsten Weltmeister aller Zeiten zu machen", versicherte er.

Ganz anders war die Stimmungslage bei Ferrari. Den Italienern entglitt heuer schon der dritte fast sicher scheinende Sieg, nachdem Leclerc in Bahrain Motorprobleme auf Platz drei zurückgeworfen hatten und Vettel in Kanada nachträglich eine Zeitstrafe für einen Fahrfehler aufgebrummt bekommen hatte. Dass sich die Mannschaft von den Stewards ungerecht behandelt fühlt, nachdem man jetzt zweimal bei einer engen Entscheidung am grünen Tisch verloren hat, leuchtet ein.

Umfrage

Bei einer Umfrage auf der Formel-1-Webseite waren bis Montagmittag 82 Prozent der Meinung, die Überholaktion von Verstappen mit Radkontakt hätte eine Strafe verdient. Nur 18 Prozent sagten, es sei ein faires Manöver gewesen. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto erklärte hingegen, es sei im Sinne des Sports, nicht gegen das Urteil vorzugehen. Man akzeptiere die Entscheidung.

Aber auch eigene Fehler verhinderten, dass es in Österreich ein ganz großer Tag für die Ferrari-Fans wurde. Bei Sebastian Vettels erstem Stopp unterlief seiner Boxencrew ein peinlicher Patzer, Leclerc wiederum kritisierte, dass man die Reifen nicht so gut im Griff gehabt habe wie Red Bull. So muss die Scuderia weiter auf den ersten Erfolg sei dem 21. Oktober 2018 warten. Damals gewann Kimi Räikkönen in Austin. (APA, 1.7.2019)