Oliver Glasner legt los in Wolfsburg.

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Der neue "Leitwolf" Oliver Glasner hat mit dem Umbruch beim VfL Wolfsburg schon vor dem ersten Training am Sonntag (10.00 Uhr) begonnen – im wahrsten Sinne des Wortes. "Ich habe eine Trennwand im Büro einreißen lassen, denn ich bin ein absoluter Teamplayer", berichtete der Trainer bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als neuer Chefcoach fast beiläufig.

Sportlich soll und will Glasner die erfolgreiche Arbeit von Bruno Labbadia fortsetzen, der die Norddeutschen eher unerwartet bis auf den sechsten Platz in der Bundesliga-Abschlusstabelle und damit in die Europa League geführt hatte. Der Dank des 44-Jährigen an seinen Vorgänger klang ehrlich und nicht wie eine Höflichkeits-Floskel.

"Dass wir in der kommenden Saison international spielen, ist ein Verdienst von Bruno und seinem Team. Da bin ich nicht mehr als der Profiteur", sagte Glasner durchaus dankbar. Labbadias Erfolg vergrößert aber auch den Schritt vom LASK zum Werksklub. Angst hat er davor nicht: "Ich bin so gestrickt, dass ich jede neue Aufgabe mit Respekt, aber auch mit Freude angehe."

Wer sein Spiel verstehen wird

Dass ihm der Ruf nach Deutschland vorauseilt, die taktischen Möglichkeiten seiner Spieler extrem herauszufordern, hält Glasner für ungerecht, ein bisschen zumindest: "Ich stehe schon für einen sehr aktiven Spielstil, aber wir werden einen gemeinsamen Weg finden. Es ist nicht so, dass nur Abiturienten unser Spiel verstehen werden."

Und doch: Konkrete Vorgaben, wo sein neuer Arbeitgeber in der Abschlusstabelle 2019/2020 stehen soll, wollte der einstige Innenverteidiger nicht machen. "Über Tabellenplätze rede ich jetzt nicht", stellte Glaser klar.

"Volles Stadion"

Auch Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke ist zuallererst an "erfolgreichem Fußball" interessiert. "Wenn der gespielt wird, dann wird auch das Stadion voll", formulierte der frühere Bundesliga-Torhüter plakativ. Nicht nur für seinen Geschmack waren in den vergangenen Jahren zahlreiche Plätze in der Volkswagen-Arena zu oft leer geblieben.

Und der 55-Jährige will sich natürlich auch nicht nachsagen lassen, dass seine chronischen Meinungsverschiedenheiten mit Labbadia den sportlichen Aufwärtstrend beim Werksklub möglicherweise ausgebremst haben. Denn der genervte Vorgänger Glasners hatte schon im Frühjahr entschieden, seinen am Sonntag auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern.

Labbadias Nachfolger hat einen Vertrag bis 2022 unterzeichnet, als Person ist er in Wolfsburg noch ein unbeschriebenes Blatt. Nahezu unerkannt konnte Glasner vor wenigen Tagen mit seiner Familie noch das örtliche Schützenfest besuchen. Das wird sich in Kürze sogar im überschaubaren Wolfsburg ändern. (sid, 28.6.2019)