Es ist eine langweilige Welt. Alle tragen die gleiche Kleidung und fahren dasselbe Auto in derselben Farbe. Im Supermarkt sehen alle Produktverpackungen gleich aus. Im Kino gibt es nur "The Movie" zu sehen und im Radio läuft ein einziges Lied, "The Song", das stark an Fahrstuhlmusik erinnert.

Ein Song, ein Auto, eine Verpackung

Erschaffen hat diese Dystopie ein Filmteam im Auftrag des EU Intellectual Property Office. Das Werk IPdentical zeigt eine Welt, in der es kein Urheberrecht gibt, weswegen jegliche Kreativität verloren gegangen sein soll. Einzig die Protagonistin erinnert sich noch bruchstückhaft an ein anderes Lied, das sie noch aus ihrer Kindheit kennt. Und eines Tages entdeckt sie, unter einem Stapel des ubiquitären "The Song" schließlich eine Schallplatte damit.

EUIPO

Ob der Fund sie glücklich macht, oder nicht, soll an dieser Stelle unerwähnt bleiben. Definitiv nicht glücklich sind allerdings einige Twitter-Follower des Copyrightbüros. Den bisher weitgehend unbeachtete Film, der schon im April kurz nach der Abstimmung über das neue EU-Urheberrecht im europäischen Parlament publiziert wurde, hat man kürzlich über den eigenen Kanal auf der Plattform geteilt. Bei den eigenen Followern scheint er mehrheitlich nicht gut anzukommen.

"Propagandaheuchler"

"Das ist eine Peinlichkeit", meint etwa ein Beobachter. "Warum gebt ihr Geld der Steuerzahler aus, um für die Contentindustrie Werbung zu machen?" Ein anderer sieht in dem Film "Angstmache" zum Zwecke der eigenen Existenzberechtigung. Mit der These des Films geht der nicht d’accord. "Wenn überhaupt, dann verhindern Urheberrechtsgesetze die schnelle Weiterentwicklung und Verfeinerung von Ideen in der Musik, Kunst und Filmen."

Eine Nutzerin erinnert daran, dass es auch schon vor derlei Gesetzen Kreativität und Innovation gab. "So sieht Verzweiflung aus", meint ein weiterer. "Weil Mozart, Goethe und Shakespeare nie etwas Wertvolles produziert hätten, weil es keine Urheberrechtsgesetze gab", sagt ein weiterer User. "Ihr seid ein Haufen Propagandistenheuchler, (…) löst eure Agentur auf!", macht er sich Luft.

Auch Techdirt hat mehrere Reaktionen dokumentiert und findet ebenfalls deutliche Worte für den "dümmsten Propagandafilm aller Zeiten". Der Clip dauere "zehn Minuten eures Lebens, die ihr nicht mehr zurück bekommt und er ist so dumm, dass ihr euch das wünschen werdet, sie wieder zu bekommen." (red, 27.06.2019)