Sebastian Vettel wartet schon länger auf einen Sieg.

Foto: APA/AFP/CHRISTOPHE SIMON

Spielberg – Über 300 Tage wartet Sebastian Vettel schon auf einen Formel-1-Sieg. Die fünfte Saison des bald 32-Jährigen für Ferrari entwickelt sich zu einer seiner schlimmsten. Dabei sollte es wie bei Idol Michael Schumacher – wieder einmal – das Jahr des Triumphes werden. Nach der Zeitstrafe für den Deutschen hat es zuletzt aber auch in Kanada nicht funktioniert mit dem Gewinnen.

Dabei war Vettel in Montreal als Erster vor dem Mercedes von Lewis Hamilton über den Zielstrich gefahren. Vor dem Grand Prix von Österreich am kommenden Sonntag in Spielberg zeigt ein Rückblick auf die bisherigen Vettel-Jahre bei Ferrari, dass der Deutsche seit seinen vier Weltmeister-Titeln mit Red Bull und dem Wechsel 2015 zur Scuderia in bisher 88 Ferrari-Rennen (2016 blieb er in Bahrain mit Motorschaden in der Formationsrunde liegen) nur 13 Siege geholt hat.

AUFTAKTJAHR 2015: Vettel wird in Melbourne zum Saisonbeginn in seinem ersten Rennen für Ferrari Dritter. Im zweiten WM-Lauf des Jahres holt er den ersten Sieg im Wagen der traditionsreichen Scuderia, die vor der Saison neben Vettel weitere personellen Veränderungen durchgezogen hatte. Neuer Teamchef ist der ehemalige Zigaretten-Manager Maurizio Arrivabene. Nach dem ersten Erfolg darf Vettel noch zwei weitere Siege (Ungarn und Singapur) im Ferrari 2015 bejubeln. Im Klassement belegt er hinter Lewis Hamilton und Nico Rosberg (beide Mercedes) am Ende den dritten WM-Platz. Ein Auftaktjahr, das bei Vettel- und Ferrari-Fans durchaus Zuversicht weckt.

EINBRUCH-JAHR 2016: Kein Sieg. Vettel schafft es dreimal auf den zweiten Platz, dreimal wird er Dritter. In der Endabrechnung reicht es nur für den vierten Rang. Vettel ist gereizt, pöbelt per Funk besonders beim Rennen in Mexiko.

HOFFNUNGSJAHR 2017: Vettel beendet nach 553 Tagen mit einem Sieg in Melbourne seine Erfolgloszeit – und es geht vielversprechend weiter: Zweiter, Erster, Zweiter, Zweiter, Erster. In die Sommerpause verabschiedet sich der Deutsche mit 14 Punkten Vorsprung. Doch dann brechen Ferrari und Vettel ein: Technische Defekte bremsen den Deutschen, hinzu kommen Fehler. Der damalige Ferrari-Boss Sergio Marchionne poltert im Hintergrund und auch öffentlich. Binnen fünf Rennen werden aus dem kleinen Polster Vettels 59 Punkte Rückstand auf Hamilton. Das war's.

WIEDERHOLUNGSJAHR 2018: Wieder beginnt es so, als könnte es diesmal klappen. Vettel gewinnt die ersten beiden Rennen. Doch so läuft es nicht weiter. Vettel selbst trägt dazu bei, der viermalige Champion leistet sich eine Reihe von Fehlern, etwa im Heimrennen auf dem Hockenheimring: In Führung liegend, kommt er kurz vor Schluss von der Strecke ab. Reifenstapel statt Siegerpodium. "Ich war sicher nicht immer auf der Höhe, wenn ich so zurückschaue", räumt er als Saisonfazit ein.

FEHLSTARTJAHR 2019: Testfahr-Weltmeister Ferrari, mehr nicht. Die Scuderia dominiert bei den Übungsrunden vor der Saison. Mittlerweile ist Arrivabene auch nicht mehr im Amt, Ingenieur Mattia Binotto übernimmt. Die Realität trifft Ferrari dann aber hart. Mercedes fährt wieder in einer eigenen Liga, gewinnt alle bisherigen Rennen (8). Der Plan, wie Schumacher im fünften Jahr mit Ferrari zum Titel zu fahren, ist jetzt schon fehlgeschlagen. Auch nach 88 Ferrari-Rennen hält Vettel lediglich bei 13 Siegen. (APA, 25.6.2019)