Der britische Ex-Außenminsiter Boris Johnson gerät in seiner eigenen Partei unter Druck.

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Auch Politiker haben ein Recht auf ein Privatleben, und wenn Journalisten öfter gefragt werden, "Warum schreibt ihr nicht, dass der oder die ...", dann hat die Judikatur die Antwort parat: "Der höchstpersönliche Lebensbereich genießt besonderen Schutz vor medialer Preisgabe." Es sei denn, der/die Betroffene macht selbst etwas öffentlich ("Ich habe eine neue Liebe gefunden"); oder es ist strafrechtlich relevant (etwa wenn Minderjährige involviert sind); oder ein Verhalten steht in krassem Gegensatz zur politischen Einstellung.

Und manchmal muss man als Journalist sagen: Es wäre zwar relevant, wir haben die massiv verbreiteten Gerüchte recherchiert, aber es ist nicht zu beweisen oder nicht wahr.

Blöd nur, wenn der höchstpersönliche Lebensbereich so auffällig wird, dass die Polizei gerufen wird. So ist es dem möglichen nächsten Premier Großbritanniens, Boris Johnson, ergangen. Der Mann hat neben Brexit und Parteiintrigen noch Zeit für ein stürmisches Privatleben. Kürzlich kam es spätnachts zu einer wüsten Auseinandersetzung mit seiner aktuellen Lebensgefährtin, die folgende Aufforderungen an ihn richtete: "Get off me" und "Get out of my flat".

Ein Nachbar rief die Polizei, die zog wieder ab. Aber der Nachbar übergab Tondokumente (verdammtes Handy) an den liberalen "Guardian". Mal sehen, ob die Tories ihrem Boris auch ein Recht auf ein wüstes Privatleben zugestehen. (Hans Rauscher, 24.6.2019)