Wenn auch nicht der große Geldregen, aber etwas mehr als in den Jahren 2018 und 2019 könnte es für feministische Vereine nach der Wahl schon geben.

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Wenn Ende des Jahres die Förderanträge der diversen Vereine im Frauenministerium eingehen, ist bereits gewählt worden. Und das bedeutet für jene feministischen Vereine, bei denen Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß für 2018 und 2019 deutliche Kürzungen bis hin zur gänzlichen Streichung der Förderung vorgenommen hat, neue Hoffnung.

Für gewöhnlich entscheidet das Frauenministerium erst nach Abschluss des vorangegangenen Jahres über die neuen Anträge. 2020 könnte es somit zu einer ähnlichen Situation wie schon 2018 kommen, einem Jahr, in dem die Zu- und Absagen wegen des Antrittes einer neuen Bundesregierung erst im Frühsommer kamen. Und weil es 2018 eben sehr viele Absagen gab, war das für die betroffenen – teils langjährig geförderten – Vereine eine besonders schwierige Situation: Erst spät erfuhren sie von ihrer prekären Budgetsituation.

Ines Stilling, langjährige Leiterin der Frauensektion im Bundeskanzleramt und aktuell Frauenministerin, "kennt und schätzt die Arbeit der Frauen- und Mädchenberatungsstellen seit vielen Jahren", heißt es aus dem Frauenministerium. An den sehr begrenzten Budgetmitteln habe sich aber nichts geändert. "Für das Budget 2019 war die vormalige Bundesministerin Bogner-Strauß verantwortlich" – und aufgrund der aktuellen Situation würde man dieses Budget fortführen. Schwerpunktsetzungen müssten von der jeweiligen Bundesregierung festgelegt werden, heißt es weiter aus dem Frauenministerium. Damit rechtfertigte Juliane Bogner-Strauß auch die Kürzungen: Die betroffenen Vereine seien zu wenig mit Gewaltschutz befasst, und genau auf den wolle sie fokussieren.

Gut ein Dutzend Vereine, die auf unterschiedlichste Weise mit Gleichberechtigung befasst sind, mussten ihre Arbeit daher unter besonders prekären Umständen fortführen.

Crowdfunding und Mehrarbeit

Und wie kamen die betroffenen Vereine damit zurecht? Mit Crowdfunding, kleinen bezahlten Zusatzprojekten und mit sehr viel Zusatzarbeit, wie ein Rundruf bei betroffenen Vereinen zeigte.

Bei dem feministischen Magazin "An.schläge" macht man sich nur mehr wenig Hoffnung auf Förderung – zumindest solange Türkis-Blau regiert. Mit 23.000 Euro weniger müssen die Redakteurinnen derzeit auskommen. Die "An.schläge" starteten eine Crowdfunding-Kampagne, um überleben zu können – rund 700 neue Abos wurden so lukriert.

Auch beim Klagsverband zur Durchsetzung der Rechte von Diskriminierungsopfern wurde massiv gekürzt. In den Jahren 2018 und 2019 erhielt der Verein nur mehr die Hälfte der ursprünglichen Förderungen in Höhe von 50.000 Euro. Mit einer Spendenkampagne und bezahlten Aufträgen hat man sich über Wasser gehalten, eine Situation, mit der man sich "immer weiter von seiner ursprünglichen Kernarbeit entfernt", sagt Volker Frey vom Klagsverband, der wieder die volle Fördersumme beantragen wird.

Es hat sich "zusammengeläppert"

Der Verein Frauensolidarität, der unter anderem eine Zeitschrift herausgibt und eine Bibliothek betreibt, erhielt bis zum Vorjahr 22.000 Euro, etwa 5.000 davon kamen vom Sozialministerium, der Rest vom Frauenministerium – im Jahr 2018 gab es 17.000 weniger, 2019 nicht einmal mehr die rund 5.000 vom Sozialministerium. "Wir sind es gewohnt, mit einem sehr knappen Budget zu arbeiten", sagt Claudia Temper von der Frauensolidarität. Im Jahr 2018 habe es sich trotz des finanziellen Einschnittes irgendwie "zusammengeläppert": Die ÖH ist eingesprungen, es gab mehr AbonnentInnen, mehr Inserate. Das bedeutete allerdings auch sehr viel Zusatzarbeit. Beim derzeit zuständigen Übergangsministerium hatte die Frauensolidarität bereits einen Termin, man sei ihnen "gewogen und wisse die Arbeit der Frauensolidarität zu schätzen", so Temper. Im Hinblick auf die künftige EntscheidungsträgerInnen der neuen Regierung will sie positiv denken: "Wir müssen gute Leute für diese Regierung bekommen." (beaha, 25.6.2019)