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Wien – Der britische Rabbiner David Rosen wirft Österreich nach dem Nationalratsvotum zur Schließung des Wiener König-Abdullah-Zentrums (KAICIID) "unglaubliche Heuchelei" vor. So würden sich die damaligen Regierungsparteien ÖVP und SPÖ, die das Zentrum vor sieben Jahren in Wien ansiedelten, nun dagegen stellen, kritisierte das KAICIID-Direktoriumsmitglied laut Vorabmeldung (Samstag) im "profil".

Das "König Abdullah Bin Abdulaziz Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog" sorgt seit Jahren für innenpolitische Kontroversen. Im Herbst 2012 von Saudi-Arabien, Österreich und Spanien eröffnet, wird es größtenteils von Riad mit rund 15 Millionen Euro pro Jahr finanziert. Der Vatikan hat Beobachterstatus.

Vorwürfe gegen Zentrum

Vorwürfe, wonach das KAICIID sich nicht zu Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien äußere und von saudischem Geld abhängig sei, wies der britische Rabbiner in dem Interview zurück. Man habe von den Gründungsstaaten nicht den Auftrag bekommen, sich zu politischen Fragen zu äußern, verteidigte sich Rosen. Seiner Ansicht nach habe das KAICIID zur Öffnung der Gesellschaft in Saudi-Arabien beigetragen.

Die Entscheidung, die internationale Organisation in Wien anzusiedeln, zweifelt Rosen mittlerweile an. Er sprach sich für eine Umsiedelung etwa nach Spanien oder Saudi-Arabien aus: "Wenn Österreich den Wert des Zentrums nicht erkennt, sollten wir dem Land nicht auch noch den Gefallen tun, zu bleiben." Diese Entscheidung obliegt den Gründungsstaaten.

Das multireligiöse Direktorium setzt sich aus Vertretern aus Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam und Judentum zusammen. Neben Rosen gehören ihm der vatikanische Kurienbischof Miguel Ayuso, der orthodoxe Metropolit Emmanuel (Adamakis), Pastorin Kosho Niwano (Buddhismus), Hamad Al-Majed, Scheich Allahshukur Pashazade und Mohammad Sammak (Islam), Kezevino Aram (Hinduismus) sowie Pastor Mark Poulson (anglikanische Kirche) an. (APA, 15.6.2019)