Sebastian Wippel (AfD) will Oberbürgermeister werden.

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Es ist noch nie vorgekommen, dass man sich sogar in Hollywood für eine deutsche Regionalwahl interessiert. Doch jene Entscheidung, die am Sonntag im sächsischen Görlitz fällt, wird auch von Filmgrößen höchst interessiert verfolgt.

In der 56.000-Einwohner-Stadt an der polnischen Grenze steht die Stichwahl für das Amt des Oberbürgermeisters an. Und zum ersten Mal könnte dieses der AfD zufallen – nämlich ihrem Kandidaten Sebastian Wippel. Der Polizeikommissar hatte beim ersten Wahlgang 36,4 Prozent der Stimmen geholt und damit Octavian Ursu, seinen Konkurrenten von der CDU, hinter sich gelassen. Dieser – ein Trompeter – war nur auf 30,3 Prozent gekommen.

Es ist also gut möglich, dass die AfD am Sonntag einen weiteren Etappensieg verzeichnen kann. Mittlerweile ist sie nicht nur im Bundestag, sondern auch in allen 16 Landtagen vertreten.

"Sebastian Wippel – ein Görlitzer", so wirbt der AfD-Kandidat für sich, und man darf dies natürlich als Seitenhieb auf CDU-Mann Ursu verstehen. Der lebt zwar seit 30 Jahren in Görlitz, wurde aber im rumänischen Bukarest geboren. Der 37-jährige Wippel setzte sich in seinem Wahlkampf vor allem für "sichere Grenzen statt grenzenloser Kriminalität" ein.

Tarantino-Film-Drehort

Dass man sich weit über die Grenzen von Görlitz hinaus für diese Wahl interessiert, hat mehrere Gründe. Görlitz glänzt mit einer der schönsten Altstädte Deutschlands, dort wurden bereits mehrere Hollywood-Filme gedreht, unter anderem Quentin Tarantinos Inglourious Basterds, Der Vorleser und Grand Hotel Budapest.

Vor der Wahl haben internationale Filmemacher, Autoren und Schauspieler an die Bürger von "Görliwood" appelliert: "Wählt nicht die AfD! Gebt euch nicht Hass und Feindseligkeit, Zwietracht und Ausgrenzung hin!"

Der AfD-Bundestagsabgeordnete Tino Chrupalla aus dem Wahlkreis Görlitz twitterte daraufhin: "Bevormundung, nein danke! (...) Die Görlitzer brauchen keine Wahlempfehlungen 'internationaler Stars' und Sternchen!"

Doch auch die deutsche Politik schaut nach Görlitz. Bei der EU-Wahl am 26. Mai war die AfD in Sachsen stimmenstärkste Partei geworden, dies könnte sie auch bei der Landtagswahl am 1. September schaffen. Eine Insa-Umfrage weist sie seit kurzem erstmals als stärkste Kraft aus. Nicht anders sieht es im ostdeutschen Brandenburg aus. Auch da wird am 1. September ein neuer Landtag gewählt. (Birgit Baumann aus Berlin, 15.6.2019)