Jonas Kjellberg berät Entscheidungsträger bei Fragen zu Produkten dabei, und welche Art von innovativem Denken Firmen erfolgreich macht. Er selbst hat Skype mitentwickelt und beteiligt sich an Firmen.

Foto: Bank Austria

Jonas Kjellberg bezeichnet sich selbst als Serial-Entrepreneur. Er beteiligt sich an Unternehmen, von denen er glaubt, dass sie einen gesellschaftlichen Mehrwert bieten. Tech-Insidern ist Kjellberg wohl als Mitbegründer von Skype ein Begriff.

Der Schwede war auch Vorsitzender von iCloud, er hat den Dienst später an Apple verkauft. Jetzt ist er u. a. maßgeblich an Zalando beteiligt und Chef von Gourmetli – einer Plattform, die Käufer und Verkäufer von lokalen Produkten sowie internationalen Spezialitäten zusammenbringt.

Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit lehrt Kjellberg an der Stanford University, wie man exponentielles Wachstum schafft, und ist Dozent an der Stockholm School of Economics.

Was man erreichen will

Was also ist der wichtigste Schritt, um ein Unternehmen zu starten? Das hänge prinzipiell von der Perspektive ab, was jemand erreichen will, sagt Kjellberg. Geht es um eine Alternative zum Job? Will man von der Idee leben oder etwas Neuartiges auf die Beine stellen? "Der nächste Schritt ist dann immer, einen kleinen Schritt zu machen", rät Kjellberg. Eine Idee und ein daraus entstehendes Unternehmen muss sich entwickeln. "Will man den Mount Everest erklimmen, muss man auch erst mal eine Ausrüstung besorgen, ein Ticket nach Indien kaufen und sich in die Nähe des Berges begeben", sagt Kjellberg.

So laufe es auch im Unternehmertum. Wer glaube, heute habe er eine Idee und morgen sei er Chef des nächsten innovativen Unternehmens, das eine Branche revolutioniert, scheitere oft auf dem Weg dorthin. Es könne zwar eine einfache Idee supergut laufen. Die Anforderungen, denen junge Unternehmer genügen müssen, seien jedoch die gleichen, vor denen auch große Konzerne stehen: Es braucht ein Produkt, die Herstellung, einen Vertrieb, Mitarbeiter, Anpassungen des Business-Modells. "Es geht immer um so viel mehr als um die simple Idee", sagt der Experte, der für eine Veranstaltung der Bank Austria in Wien war. Man müsse mit seiner Idee eine Story erzählen, einen Mehrwert bieten, einen Lifestyle.

Keine Entspannung

Gleichzeitig dürfe man nicht aufhören, wachsam zu sein. "Relaxen kann man nie", sagt Kjellberg. Denn hinter der nächsten Ecke könne schon eine andere Idee lauern, die Einfluss auf die eigene hat. Rausgehen, Leute kennenlernen, präsent sein – das gehört für Kjellberg zum Erfolg dazu.

Doch wo investiert der Experte selbst? "Mich interessieren die Leute, die Ideen haben", sagt Kjellberg. So hat er sich an Zalando beteiligt in einer Zeit, in der niemand an das Unternehmen geglaubt hat. Man dachte, Leute werden online nicht shoppen, weil sie die Produkte lieber sofort probieren wollen, und dass es Probleme mit den Rücksendungen geben wird. Dabei hat Zalando lediglich ein vorhandenes Verhalten neu definiert. Denn Leute haben zuvor aus Katalogen bestellt, jetzt tun sie es über die Homepage oder App. Die Nutzung des vorhandenen Verhaltens, gepaart mit mehr Bequemlichkeit für die Kunden, sei letztlich auch das Erfolgsgeheimnis von Zalando oder auch Amazon. Mittlerweile ist Amazon gar eine Suchmaschine geworden. Die Suche nach Produkten beginnt bei Amazon, Preise werden über das Portal verglichen.

Im Gesundheitsbereich wird es laut Kjellberg die nächste Innovationswelle geben. Wer es schafft, Diagnosen schneller und vernetzter mit den Ärzten und Patienten zu erstellen, und Ambulanzen effizienter zu organisieren, damit Leute nicht stundenlang warten müssen, kann hier mitspielen.

Die Schritte, wie aus einer Idee ein Geschäftserfolg werden kann, hat Kjellberg im Buch "Gear up" festgehalten, das er zusammen mit dem Stanford-Professor Tom Kosnik geschrieben hat. Kjellberg berät auch Entscheidungsträger bei unternehmerischen Fragen.(15.6.2019)