Clusterkopfschmerz tritt in Phasen auf, etwa für zwei Monate – danach ist wieder für ein paar Jahre Ruhe.

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Er kommt aus dem Nichts, ist die bei weitem massivste Art von Kopfschmerzen und weitgehend unbekannt: Der sogenannte Clusterkopfschmerz bzw. die Clusterattacke. "Eine Person von 1.000 ist davon betroffen", sagt Gregor Brössner, ärztlicher Leiter der Ambulanz für Kopf- und Gesichtsschmerzen an der Med-Uni Innsbruck.

Der Clusterkopfschmerz ist gleich häufig wie Multiple Sklerose, so Brössner, sei aber "überraschenderweise noch ziemlich unbekannt, auch in Medizinerkreisen".

Mehr Männer als Frauen leiden unter diesem einseitigen, immer wiederkehrenden Schmerz im Bereich der Augenhöhle. Im Bereich der sogenannten primären Kopfschmererkrankungen ist das atypisch, denn normalerweise sind mehr Frauen von diesen Krankheitsbildern betroffen. "Die Clusterattacke tritt bei Männern viermal häufiger auf. Normalerweise zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr – bis hinauf zum 60. Lebensjahr", erklärt Brössner, der zudem der Präsident der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft ist.

Attacke in der Nacht

"Die Clusterphase tritt saisonal gehäuft auf, sie zieht sich meistens über rund zwei Monate. Dann ist meistens wieder eine paar Jahre Ruhe", so Brössner. Der plötzliche Clusterkopfschmerz "überfällt" die Patienten in der Regel plötzlich, "praktisch ohne Vorlaufzeit".

"Die Attacke erfolgt meistens in der Nacht, in der Regel zur gleichen Uhrzeit", so der Neurologe. Meist haben die Patienten mit zwei, drei Attacken am Tag zu kämpfen, in besonders schweren Fällen seien auch bis zu acht möglich. Eine Attacke dauert zwischen einer halben und drei Stunden. "Zwischen den Attacken sind die Patienten meistens völlig beschwerdefrei", so der Arzt.

Nicht heilbar

Fünf Jahre dauere es durchschnittlich, bis ein Clusterkopfschmerz richtig diagnostiziert wird. In der Forschung werden allerdings Fortschritte gemacht, es gibt "ganz neue Ergebnisse", so Brössner: "Wir wissen, dass der Hypothalamus, also der Abschnitt des Zwischenhirns im Bereich der Sehnervenkreuzung, eine ganz wichtige Rolle spielt. Ein innerer Impulsgeber, ein Teil des Gehirns, funktioniert offenbar nicht richtig. Dieser wird angeschaltet und plötzlich wieder abgeschaltet. Das betroffene Areal des Gehirns ist also bekannt, der genaue Grund, weshalb es nicht richtig funktioniert, allerdings nicht", erklärt der Mediziner. Dauerhaft heilbar sei der Clusterkopfschmerz jedenfalls nicht. Nur bei einer vergleichsweise geringen Zahl an Fällen trete er nur einmal im Leben auf.

Für den Fall einer Attacke gibt es sehr gute Behandlungsstrategien – so auch in Innsbruck. "Zum einen gibt es Substanzen, die man sich selber spritzen kann. Auch Sauerstoffinhalationen wirken sehr gut. Ebenso Medikamente, zur Senkung der Attackenhäufigkeit", so Brössner. Zudem versuche man, vermehrt Antikörper einzusetzen. Diesbezüglich wurden schon erste Studien durchgeführt – mit positivem Ausgang. (APA, 12.6.2019)