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Locri – In der süditalienischen Stadt Locri hat am Dienstag ein Prozess gegen den mittlerweile suspendierten Bürgermeister des Dorfes Riace in Kalabrien, Domenico "Mimmo" Lucano, und gegen andere 26 Personen begonnen. Ihnen wird unter anderem Begünstigung der illegalen Einwanderung, Korruption, Amtsmissbrauch und Betrug auf Kosten des Staates vorgeworfen.

Die Ermittler verdächtigen Lucano unter anderem, zusammen mit seiner Partnerin Scheinehen von Migranten mit Einwohnern organisiert zu haben. Als Bürgermeister Riaces galt der 61-jährige Lucano international als Symbol für Toleranz. Er hatte in den vergangenen Jahren in seinem von Entvölkerung geprägten Dorf Hunderte Migranten aufgenommen und in die örtliche Wirtschaft integriert.

Anfang Oktober war er wegen Begünstigung illegaler Einwanderung vorübergehend festgenommen worden. Aus dem Hausarrest wurde Lucano entlassen, er musste aber dem Ort in Kalabrien den Rücken kehren. Im Oktober hatten tausende Menschen in Riace, in der süditalienischen Stadt Reggio Calabria und in Rom für die Freilassung Lucanos demonstriert.

Lebenszweck Wohltätigkeit

Vor Beginn des Prozesses beteuerte Lucano seine Unschuld. "Ich habe immer für eine menschlichere Gesellschaft, für die Schwachen und Ausgegrenzten gearbeitet", sagte Lucano. Er könne ohne Einsatz für die Ärmsten nicht leben.

Lucanos Schwierigkeiten begannen im vergangenen Jahr, als die Polizei von Reggio Calabria eine Kontrolle in seiner Gemeinde anordnete. Festgestellt wurden Unregelmäßigkeiten im Umgang mit öffentlichen Geldern für die Versorgung der in der Gemeinde untergebrachten Migranten. Daraufhin wurde eine Untersuchung der Staatsanwaltschaft der Stadt Locri eingeleitet, die zur Festnahme des Bürgermeisters führte. In Italien regiert seit einem Jahr eine Koalition aus rechtspopulistischer Lega und der Fünf-Sterne-Protestbewegung, die einen harten Anti-Migrations-Kurs fährt. (APA, 11.6.2019)