Bundespräsident Alexander Van der Bellen (in der Vorwoche im Lentos-Kunstmuseum): Präsident für (fast) alle Österreicher.

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Linz – Noch im Dezember des Vorjahrs, zwei Jahre nachdem er die Stichwahl um das Bundespräsidentenamt gewonnen hatte, hatte Alexander Van der Bellen ungewöhnlich schlechte Umfragewerte für einen Bundespräsidenten. Nur 24 Prozent äußerten sich in einer Market-Umfrage "sehr zufrieden" damit, dass Van der Bellen die Wahl gewonnen hatte, das waren sogar fünf Prozentpunkte weniger als unmittelbar nach seinem Wahlsieg.

Ganz anders das Bild, das die in der Vorwoche im Auftrag des STANDARD durchgeführte Umfrage unter 809 repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung ausgewählten Befragten zeichnet: Nunmehr sagen 50 Prozent, sie seien "sehr zufrieden", weitere 30 Prozent sind immerhin "zufrieden".

Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: "Da hat sich in den letzten Wochen wirklich viel getan. Der Bundespräsident war politisch aktiver als jeder seiner Vorgänger – und das ist bei den Leuten gut angekommen. Vor allem auch, dass er so ruhig gesprochen hat, dass er nicht dramatisiert hat, damit gewinnt man Respekt in Österreich. Wobei es weiterhin eine Gruppe gibt, die Van der Bellen strikt ablehnt, nämlich die Wähler der Freiheitlichen. Die können mit ihm einfach nichts anfangen, das zieht sich durch alle Punkte dieser Umfrage durch."

Der Vergleich mache sicher, sagt Pfarrhofer – der im Auftrag des STANDARD ebendiesen Vergleich abgefragt hat: "Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat ja in den letzten Wochen intensiv in die Staatsgeschäfte eingegriffen. Wenn man bedenkt, dass sein Gegenkandidat von 2016, Norbert Hofer, die Präsidentschaftswahlen gewonnen hätte – hätte Hofer in dieser schwierigen Lage der Republik besser / gleich gut / nicht so gut reagiert wie Van der Bellen?"

Starke Zweifel an Hofer

Darauf sagten 62 Prozent, Hofer hätte nicht so gut reagiert, nur 14 Prozent meinen, er hätte sich gleich gut verhalten. Und gerade elf Prozent trauen Hofer zu, dass er seine Sache besser machen würde als das jetzige Staatsoberhaupt. Jene elf Prozent kommen in hohem Maße aus der erklärten Wählerschaft der FPÖ. Die Wählerschaften der bisherigen Oppositionsparteien sind – ebenso wie höher Gebildete – eine Gruppe mit besonders starken Zweifeln an Hofers Geschick im staatlichen Krisenmanagement.

83 Prozent der Befragten stimmen voll (63 Prozent) oder teilweise (20 Prozent) der Aussage zu, dass sich Van der Bellen bei der Regierungsbildung um die Interessen der Republik bemüht habe. Zum Vergleich: Kurz nach Bildung der türkis-blauen Regierung hatten auf dieselbe Frage nur 22 Prozent voll und 37 Prozent teilweise zugestimmt.

Besonders hohe Anerkennung für die Regierungsbildung gibt es von Befragten über 50 – und das Muster ist ähnlich wie bei den anderen Fragestellungen: Die Anhänger von SPÖ und Neos, aber auch jene der Grünen geben Van der Bellen besonders gute Noten, während die Wählerschaft der FPÖ wenig (17 Prozent) bis gar nicht (31 Prozent) zustimmt.

Deutlich wird Van der Bellens neue Popularität, wenn man sich die Zustimmung zur Aussage, er sei "ein Bundespräsident für alle Österreicherinnen und Österreicher" ansieht: Dem pflichten 57 Prozent voll, weitere 20 Prozent teilweise bei. Noch vor einem halben Jahr, im Dezember 2018, waren nur 22 voll und 31 Prozent teilweise der Meinung, Van der Bellen sei ein Präsident für alle.

Zudem wird Van der Bellen neuerdings hohes Ansehen im Ausland (48 Prozent "volle Zustimmung") und im Inland (44 Prozent) zugutegehalten, Überparteilichkeit (53 Prozent) und moralische Autorität (51 Prozent) runden das Bild ab.

Nur sieben Prozent sind voll, zehn Prozent teilweise von ihm enttäuscht.

Das ist, wie gesagt, ein neues Image, das der Bundespräsident da gewonnen hat. Und 49 Prozent stimmen auch voll der Aussage zu, dass sich ihr Bild von Van Bellen in den letzten Monaten verbessert habe.

Wer für Stabilität gesorgt hat

In der Zeit nach Ibiza-Gate und vor dem Misstrauensantrag gegen die Regierung Kurz wurde viel über den drohenden Verlust von Stabilität in Österreich gesprochen – gerade die SPÖ hat ihren Misstrauensantrag als Beitrag zur Stabilität zu vermarkten versucht.

Das ist den Sozialdemokraten schlecht bekommen. In der Frage, welche Partei sich besonders um stabile Verhältnisse bemüht habe, punkten die Neos (die gegen einen Misstrauensantrag waren) mit 57 Prozent Zustimmung besonders hoch. An zweiter Stelle kommt die bisherige Kanzlerpartei ÖVP mit 51 Prozent. Der SPÖ attestieren aber nur 23 Prozent Bemühen – 69 Prozent sehen das Gegenteil. (Conrad Seidl, 11.6.2019)