57 Prozent der österreichischen Wahlberechtigten finden die Übergangs- und Expertenregierung von Brigitte Bierlein gut.

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Linz – Die neue Kanzlerin Brigitte Bierlein ist noch keine ganze Woche im Amt – aber in der Kanzlerfrage schlägt sie SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner bereits klar. Das geht aus einer aktuellen STANDARD-Umfrage des Linzer Market-Instituts hervor.

Die Amtsinhaberin kommt dabei auf 17 Prozent Zustimmung, Rendi-Wagner nur auf zwölf.

Ganz weit vorn ist der durch Rendi-Wagners Misstrauensantrag aus dem Kanzleramt entfernte Sebastian Kurz: Mit 39 Prozent liegt er fast gleich wie vor drei Wochen, als ihn 38 Prozent im Amt behalten wollten.

Verunsicherte SPÖ-Gefolgschaft

Market-Chef David Pfarrhofer verweist auf ein Detail seiner Datensammlung: "Auffallend ist, dass Rendi-Wagner nur von etwa der Hälfte der SPÖ-Wählerschaft spontan als Wunschkanzlerin genannt wird, ein Fünftel der Wählerinnen und Wähler der Sozialdemokratie nennt spontan eine Präferenz für Bierlein."

Rendi-Wagner war in den Vergleichsumfragen stets bei 22 bis 23 Prozent gelegen – in nur drei Wochen hat sie in der (fiktiven) Kanzlerfrage auf zwölf Prozent abgebaut.

Vorschusslorbeeren für die neue Regierung

Österreich hat seit Montag dieser Woche eine neue Bundesregierung. Aus Ihrer Sicht: Ist die neue Bundesregierung alles in allem gut für Österreich oder weniger gut für Österreich?"

Diese Frage legte das Linzer Market-Institut in den vergangenen drei Tagen 809 Wahlberechtigten (repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung) vor – und bekam dafür hohe Zustimmungswerte als Antwort: 57 Prozent sagten, die neue Regierung sei gut für das Land, nur 23 Prozent halten sie für weniger gut, das übrige Fünftel traut sich keine Einschätzung zu.

Besonders hohe Zustimmung äußern die Anhänger von SPÖ, Grünen und Neos – und das sind auch jene Gruppen, die der Übergangskanzlerin Brigitte Bierlein in hohem Maße Rosen streuen: Bierlein punktet in der Kanzlerfrage vor allem zulasten der SPÖ-Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner, die in der Kanzlerfrage deutlich schlechter liegt als noch vor drei Wochen.

Allerdings sind auch die ÖVP-Wähler mit relativer Mehrheit der Meinung, dass die Regierung alles in allem gut für Österreich wäre.

Vertrauen in die Kompetenz der Experten

DER STANDARD ließ Market weiter fragen: "Kommen wir zu den Personen, die nun in der Regierung vertreten sein werden; so alles in allem: Was ist Ihr Eindruck von der neuen Regierungsmannschaft – haben Sie das Gefühl, dass Personen für die Ministerien ausgewählt wurden, die die Funktionen kompetent ausfüllen können oder eher nicht?"

Auch hier ist die Zustimmung sehr deutlich: 24 Prozent sagen, Bierleins Team sei "auf jeden Fall" kompetent. 49 Prozent meinen immerhin, dass das "eher schon" der Fall wäre – "eher nicht" sagen zehn, "sicher nicht" vier Prozent.

Eindeutige Ablehnung kommt von einem harten Kern blauer Wähler.

ÖVP legt in der Sonntagsfrage zu, SP und FP verlieren

Apropos Wähler: Noch hat der Wahlkampf nicht begonnen, noch ist nicht einmal der Wahltermin fixiert. Aber die Sonntagsfrage zeigt recht deutlich, was derzeit von einer Nationalratswahl zu erwarten ist:

  • Die ÖVP hätte etwa 38 Prozent, fünf Prozentpunkte mehr als vor dem Bekanntwerden des Ibiza-Videos. Und Sebastian Kurz bekäme in der Kanzlerfrage sogar 39 Prozent. Kurz ist der Liebling der Senioren, er punktet auf dem Land stärker als in Städten, vor allem aber steht die Wählerschaft der ÖVP geschlossen hinter ihm. Zudem punktet er bei Freiheitlichen und Neos-Wählern.
  • Die SPÖ kommt in der hochgerechneten Sonntagsfrage bei Market nur mehr auf 22 Prozent – das sind fünf Prozentpunkte weniger als vor drei Wochen. Parteichefin Rendi-Wagner verliert in der Kanzlerfrage sogar zehn Prozentpunkte und landet bei zwölf Prozent. Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: "Rendi-Wagner leidet unter der guten Performance von Kanzlerin Bierlein, der sie immerhin den Weg geebnet hat."
  • Fünf Prozentpunkte hinunter gegenüber der letzten Umfrage (und minus sieben gegenüber 2017) heißt es für die FPÖ. Sie kommt laut Hochrechnung auf 19 Prozent. Unbeeinflusst von allen Höhen und Tiefen der FPÖ liegt Norbert Hofer wie zuletzt Heinz-Christian Strache mit zehn Prozent auf dem vierten Platz der Kanzlerfrage.
  • Auf dem vierten Platz der Hochrechnung liegen nach ihrem Wahlerfolg bei der EU-Wahl mit hochgerechneten zehn Prozent die Grünen. Pfarrhofer verweist darauf, dass Bierleins Werte in der Kanzlerfrage auch wieder sinken könnten, sobald man weiß, wen die Grünen ins Rennen um das Kanzleramt schicken.
  • Die Neos kommen auf hochgerechnet neun Prozent – ihre Frontfrau Beate Meinl-Reisinger erreicht in der Kanzlerfrage sechs Prozent.
  • Die Liste Jetzt bildet mit einem Prozent in der Hochrechnung und einem Prozent in der Kanzlerfrage das Schlusslicht.