Christian Deutsch wird SPÖ-Wahlkampfmanager.

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Wien – Zum Glück ist das Feiertagswochenende da. Nach dieser Pestwoche für die heimische Sozialdemokratie, in der nicht nur die Parteichefin und ihr Bundesgeschäftsführer infrage gestellt wurden, sondern auch im Tagesrhythmus katastrophale Umfragedaten die Parteizentrale in der Löwelstraße erreichten, ziehen sich die SPÖ-Granden für ein paar Tage zur Verschnaufpause zurück – vielleicht auch in der Hoffnung auf ein Pfingstwunder.

Schon nach der Krisensitzung am Donnerstagabend, bei der Pamela Rendi-Wagner der Rücken gestärkt und Querulanten der Kopf gewaschen wurde, hatte keiner der Anwesenden große Lust mehr auf eine Tiefenanalyse über den Zustand der Partei.

Zurück in die Länder

Die Landeshauptleute rauschten zurück in ihre Bundesländer. Burgenlands Landeschef Hans Peter Doskozil, der immer wieder als Rendi-Wagner-Antipode im Spiel ist, und sein steirischer Kollege Michael Schickhofer gingen von der Sitzung wortlos ab. Schickhofer brummte nur, dass er sich jetzt auf die Steiermark konzentriere. Mit gutem Grund, denn er muss in einigen Monaten gegen ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer antreten. Und auch da ist kaum Optimismus angebracht.

Die Bundesparteispitze rund um Rendi-Wagner und ihren Vertrauensmann Thomas Drozda wird die Feiertagsruhe nun jedenfalls für intensives Krisenmanagement nützen. Es müssen endlich herzeigbare Resultate her.

Hilfe für Drozda

Drozda, der vielen in der SPÖ ein Dorn im Auge ist, bekommt mit Christian Deutsch einen Wahlkampfmanager zur Seite gestellt. Der frühere Wiener SPÖ-Landesparteisekretär gilt als Vertrauter von Ex-Kanzler Werner Faymann sowie Bürgermeister Michael Ludwig und hatte sich am lautesten für einen Rücktritt Michael Häupls engagiert. Er gilt auch als intimer Gegner von Ex-Kanzlers Christian Kern.

Deutsch ist seit 2018 Vorsitzender der Wiener Volkshochschulen. Von 2015 bis 2016 arbeitet er als Referent im Kabinett von Ex-Minister Josef Ostermayer, seit 2018 ebenfalls als Referent im Büro der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures, wie Deutsch eine Vertraute Faymanns.

"Ich freue mich, dass ich Christian Deutsch als Wahlkampfleiter für diese wichtige Wahlauseinandersetzung gewinnen konnte. Er ist ein gut vernetzter, erfahrener Wahlkämpfer, der die Partei in- und auswendig kennt", schrieb Rendi-Wagner Freitagnachmittag in einer Aussendung.

Werden Frauen kritischer bewertet?

In der "ZiB2" gab die Parteichefin am Freitagabend die Devise aus: "Schluss mit der Selbstbeschäftigung." Rund um das interne Rumoren warf sie die Frage auf, "warum Entscheidungen von Frauen oft kritischer diskutiert werden als jene von Männern". Sie könne sich jedenfalls nicht erinnern, dass personelle Weichenstellungen ihrer männlichen Vorgänger so oft medial oder parteiintern für Gesprächsstoff gesorgt hätten.

Rendi-Wagner: Misstrauensvotum "richtige Entscheidung".
ORF

Die Entscheidung, der Regierung von ÖVP-Chef Sebastian Kurz im Parlament das Misstrauen auszusprechen, verteidigte sie einmal mehr: Das habe ihr vielleicht nicht unmittelbar Applaus und steigende Umfragewerte gebracht. "Das heißt aber nicht, dass die Entscheidung nicht richtig war." (Katharina Mittelstaedt, Walter Müller, 7.6.2019)