Klöckner zeigte wenig Verständnis für die Kritik in den Online-Medien.

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Die deutsche Ministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner (CDU) sieht sich wegen eines Videos mit dem von Umwelt- und Konsumentenschützern immer wieder kritisierten Nahrungsmittelkonzern Nestlé in der Kritik. In dem Video, das auf der Twitter-Seite ihres Ministeriums veröffentlicht wurde, lobt Klöckner das Unternehmen in einem gemeinsamen Gespräch mit Nestlés Deutschland-Chef Marc-Aurel Boersch für die Reduktion des Zucker-, Salz- und Fettgehalts seiner Lebensmittel. Kritiker und zahlreiche Politiker werfen Klöckner nun vor, dass sie sich von dem Schweizer Lebensmittelkonzern für PR-Zwecke habe ausnutzen lassen.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt etwa fordert, dass Klöckner doch lieber eine Nährwertampel einführen, konkrete Zucker-, Fett- und Salzreduktionsziele bestimmen oder klare Regeln für an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung festlegen solle, statt sich für ein "Werbevideo" herzugeben.

Scharfe Kritik kam auch von Katrin Göring-Eckhardt.

In dieselbe Kerbe schlug der SPD-Abgeordnete und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Er hielt Klöckners Vorgangsweise für "peinlich, ja bitter".

Immer wieder Kritik an Nestlé

Nestlé steht seit Jahren wegen teils fragwürdiger Geschäfte rund um Wasser oder Palmöl in der Kritik. Foodwatch verlieh dem weltgrößten Nahrungsmittelkonzern für eine seiner Kinder-Trinkmahlzeiten 2014 den "Goldenen Windbeutel", einen Negativpreis für Konsumententäuschung. Der Dokumentarfilm "Bottled Life" warf Nestlé 2012 Grundwassergeschäfte in besonders trockenen Weltregionen vor, was das Unternehmen stets als verzerrend und manipulierend zurückwies.

Auch Karl Lauterbach übte Kritik.

Klöckner nahm die Kritik zur Kenntnis, verteidigte ihr Vorgehen jedoch, weil es wichtig sei, im Gespräch zu bleiben. Auch die freiwilligen Vereinbarungen verteidigte sie grundsätzlich. Sollten diese aber nicht eingehalten werden, müssten freilich gesetzliche Regelungen her.

Die deutsche Agrarministerin verteidigte ihr Verhalten.

An die "Hatespeaker" auf Twitter adressierte sie in der Folge eine weitere Kurznachricht, wonach man ihr zunächst unterstelle, nichts zu tun, und dann bei Erfolgen durchdrehe. Ein Ministeriumssprecher verteidigte am Mittwoch ebenfalls das Video und die "wirksamen Maßnahmen". Es gehe darum, Unternehmen "in die Pflicht zu nehmen". (red, 6.6.2019)