Istanbul/Ankara – Die Staatsanwaltschaft in Ankara hat Ermittlungen gegen eine deutsche Journalistin mit türkischen Wurzeln aufgenommen. Es gehe um Terrorvorwürfe, sagte der Anwalt der Frau, Arkin Hürtas, am Freitag. Möglicherweise würden die Vorwürfe noch um Präsidentenbeleidigung erweitert. Zuerst hatte der NDR über den Fall berichtet. Eine offizielle Anklage gibt es laut Anwalt bisher nicht.

Die Ermittlungen stützten sich auf Beiträge, die die in Hamburg lebende Reporterin in sozialen Medien geteilt haben soll, sagte Hürtas. Darunter sei eine Karikatur des mittlerweile inhaftierten ehemaligen Karikaturisten der regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet", Musa Kart. Außerdem gebe es ein Foto, auf dem sie bei einer Demonstration in Deutschland zu sehen sein soll. Sie soll zudem zwei kritische Sätze in sozialen Medien geteilt haben. "Es gibt keinen klaren Straftatbestand", sagte Hürtas.

Kölner Sender ist auch in der Türkei zu sehen

Die Reporterin arbeitet dem NDR zufolge für den Kölner Sender Arti TV. Der ist auch in der Türkei zu sehen und war 2017 von regierungskritischen türkischen Exil-Journalisten gegründet worden. Seit dem Putschversuch von 2016 geht die türkische Regierung scharf gegen Terrorverdächtige, aber auch Oppositionelle und Medien vor und schaut dafür auch ins Ausland.

Seine Mandantin würde im Fall einer Verurteilung wegen Terrorpropaganda vermutlich eine Strafe von weniger als zwei Jahren erhalten, da sie bisher straffrei sei, sagte der Anwalt. Im Gespräch mit dem NDR hatte die Frau allerdings gesagt, sie werde nicht in die Türkei reisen, um dort auszusagen. "Erstens bin ich Deutsche und zweitens: Ich möchte nicht in der Türkei vor Gericht aussagen. Denn wenn ich dorthin fliege, werde ich sofort am Flughafen festgenommen." (APA, 31.5.2019)