Ankara/Washington – Die Türkei hat inmitten schwerer Spannungen im Verhältnis zu den USA einen prominenten türkisch-amerikanischen Häftling aus dem Gefängnis entlassen. Der NASA-Mitarbeiter Serkan Gölge sei wieder frei, berichtete eine Sprecherin des US-Außenministeriums am Mittwochabend. Gölge war 2016 wegen Terrorvorwürfen in der Türkei festgenommen worden.

Seine Inhaftierung, aber auch andere Fälle von in der Türkei wegen Terrorvorwürfen angeklagten US-Bürgern hatte das Verhältnis zu den USA schwer belastet. Im Fall des in der Türkei festgehaltenen Pastors Andrew Brunson hatten die USA 2018 Sanktionen gegen die Türkei verhängt und damit den Verfall der Lira stark angeheizt.

Streit um russische Abwehrraketen

Die Entlassung könnte eine Maßnahme zur Entspannung der Beziehungen sein. Derzeit gibt es vor allem Krach, weil die Türkei von Russland das Raketenabwehrsystem S-400 kaufen will. Die USA sind strikt dagegen, weil es ihrer Ansicht nach Verteidigungssysteme der USA gefährdet – vor allem den teuren Kampfjet F-35, an dessen Produktion auch die Türkei beteiligt ist. Die USA drohen der Türkei abermals Sanktionen an, sollte das Geschäft zustande kommen.

Wenige Stunden vor der Meldung über Gölges Freilassung hatten der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und US-Präsident Donald Trump noch miteinander telefoniert. Danach hieß es aus Ankara, die beiden hätten sich auf ein Treffen am Rand des G-20-Gipfels in Japan Ende Juni geeinigt. In der amerikanischen Zusammenfassung hieß es allerdings nur, sie hätten eine Reihe bilateraler Themen diskutiert und über die Möglichkeit gesprochen, diese Diskussion bei dem G-20-Gipfel in Osaka fortzusetzen. (APA, dpa, 29.5.2019)