Ein Klassiker unter Fertiggerichten: die Tiefkühlpizza.

Foto: APA/dpa/Oliver Berg

Sie sind praktisch, zeitsparend und allgegenwärtig: Stark verarbeitete Lebensmittel haben die Essgewohnheiten des modernen Menschen erheblich verändert – und zwar nicht gerade zum Besseren, wie Wissenschafter schon vielfach berichtet haben. Wer häufig zu "convenience food" greift, erhöht damit das Risiko für Übergewicht, Bluthochdruck und sogar einige Krebsarten. Zwei neue Studien liefern nun weitere Hinweise auf negative gesundheitliche Effekte, die jedoch erst in Folgeuntersuchungen bestätigt werden müssen.

Wie ein brasilianisch-französisches Wissenschafterteam im Fachblatt "BMJ" berichtet, gibt es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen stark verarbeiteter Nahrung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Für ihre Kohortenstudie nutzten die Forscher Ernährungsdaten von mehr als 100.000 erwachsenen Franzosen. Eruiert wurde der Konsum von insgesamt 3.300 Lebensmitteln, die je nach Verarbeitungsgrad kategorisiert wurden.

Mehr Krankheiten und Todesfälle?

Nach spätestens zehn Jahren wurden Daten zum Gesundheitszustand der Studienteilnehmer aktualisiert und mit ihren Ernährungsgewohnheiten abgeglichen. Das Ergebnis: Ein höherer Konsum stark verarbeiteter Lebensmittel schien mit signifikant höheren Raten an Herz- und Kreislauferkrankungen einherzugehen.

Die Wissenschafter schränken freilich ein, dass es sich um eine reine Beobachtungsstudie handelt und eine Kausalität damit noch nicht nachgewiesen sei. Dennoch sehen sie die Resultate als Hinweis darauf, dass verschiedene Faktoren wie Zusatzstoffe, Verarbeitungsmaterialien und die Zusammensetzung der Endprodukte einen gesundheitlichen Einfluss haben könnten.

Weitere Studien nötig

In der zweiten Kohortenstudie nahmen spanische Wissenschafter einen möglichen Zusammenhang zwischen häufigem Fertiggerichtkonsum und der Mortalitätsrate in den Blick. Sie werteten die Daten von gut 20.000 spanischen Universitätsabsolventen aus und verglichen die Ernährungsweise mit der Sterblichkeit binnen zehn Jahren.

Auch hier gab es mögliche Hinweise auf einen Zusammenhang: "Die Ergebnisse zeigten, dass ein höherer Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln (mehr als vier Portionen pro Tag) mit einem um 62 Prozent erhöhten Risiko für alle Todesfälle im Vergleich zu einem geringeren Verzehr verbunden war", schreiben die Wissenschafter in "BMJ". Auch hier lässt sich keine Kausalität herstellen, andere mögliche Faktoren wurden nicht untersucht. Die Wissenschafter argumentieren aber, dass ihre Resultate als Ausgangspunkt für weitere Studien zum Thema dienen sollten.

Erwiesene Dickmacher

Dass negative gesundheitliche Effekte von "convenience food" nicht ausschließlich am Nährstoffgehalt und den Anteilen an Fett, Zucker und Salz liegen, zeigten Forscher übrigens erst kürzlich in einer Studie in "Cell Metabolism": Offenbar regen Fertigspeisen den Appetit der Konsumenten stärker an.

In einem Experiment wurden Probanden entweder stark verarbeitete oder frisch zubereitete Speisen serviert, die sich hinsichtlich Kaloriengehalt, Fett, Zucker, Salz und Ballaststoffen glichen. Wie sich herausstellte, konsumierte die Gruppe mit den Fertiggerichten deutlich mehr – im Schnitt um 508 Kilokalorien täglich. Woran genau das liegt, ist aber noch nicht eindeutig geklärt. (dare, 2.6.2019)