Unkraut! Gartenbesitzer wissen ein Lied davon zu singen, denn einmal eingenistet, ist es hartnäckig und macht dem Gemüse und den Blumen den Platz im Beet streitig. Wer da nicht ständig dahinter ist mit Zupfen und Jäten, dem wächst es bald über den Kopf.

Susanne Hansch und Elke Schwarzer haben in ihrem Buch "Der Giersch muss weg!" 28 Unkräuter aufgelistet, sie in Wildkräuter umbenannt und zum Verspeisen freigegeben. Dabei greifen sie auf Rezepte aus der ganzen Welt zurück – die Auswahl reicht vom "Bayerischen Kartoffelsalat mit Giersch" bis zum "Ayurvedischen Süßkartoffel-Wegerich-Gemüse".

Fotos und eine ausführliche Beschreibung der Kräuter gibt es ebenso, wie die Warnung, nur solche Pflanzen zu verspeisen, die hundertprozentig erkannt werden. Beim kleinsten Zweifel sind sie auf keinen Fall zu verwenden. Manche Kräuter sind auch nicht für alle Menschen empfehlenswert, bzw. nur in geringeren Mengen. Der Löwenzahn zum Beispiel kann den Magen reizen und sollte bei Verdauungsproblemen gar nicht gegessen werden. Der Giersch hingegen kann ohne Bedenken von den Blätter und Blüten bis zum Samen verschmaust werden.

Gewöhnlicher Giersch (Aegopodium podagraria)
Foto: Susanne Hansch/Verlag Eugen Ulmer

Eine schwer zu zähmende, jedoch schmackhafte Pflanze ist der "Echte Hopfen" – die Autorin nennt ihn die "rankende Nervensäge". Durch sein weitreichendes Wurzelsystem ist er nicht leicht auszurotten. Frisch geerntete Hopfenspitzen passen etwa gut in einen Salat mit Bierdressing. Aus Italien stammt das folgende Rezept, bei dem die "Bruscandoli", was "Pinselchen" bedeutet, mit Spaghetti serviert werden.

Foto: Eva Gründemann/Verlag Eugen Ulmer
Foto: Verlag Eugen Ulmer

Das handliche Buch wartet mit 50 Rezepten auf, die bis auf wenige Ausnahmen vegetarisch sind. Auch Desserts und Drinks lassen sich mit Wildkräutern kreieren.

Foto: Verlag Eugen Ulmer

Susanne Hansch, Elke Schwarzer
Der Giersch muss weg!
28 Unkräuter bekämpfen oder einfach aufessen
Verlag Eugen Ulmer, 2019
128 Seiten, 17,50 Euro

Schon vor einiger Zeit ist Inge Waltls "Wild & unwiderstehlich" erschienen. Es widmet sich Köstlichkeiten, die im Wald und auf der Wiese zu finden sind. Unter den 30 Pflanzen sind nicht nur Kräuter, sondern auch Sträucher, Bäume und Blumen. Es sind also Gewächse, die nicht unbedingt das eigene Gemüsebeet bedrohen, sondern die in der freien Natur erkannt und gesammelt werden. Von manch einem Strauch, zum Beispiel der Wildrose, kann sowohl im Frühling als auch im Herbst geerntet werden. Aus den Rosenblättern lässt sich Rosensirup oder Rosenmarmelade zubereiten, die Hagebutten werden zu Mark oder Eis verarbeitet.

Jede Wildpflanze wird mit ihrem botanischen Namen vorgestellt, es wird aufgezählt, unter welchem Synonym sie noch bekannt ist, Blütezeit und -aussehen, Blätter, Früchte, Erntezeit, Inhaltsstoffe und Vorkommen ergänzen die Angaben. Auf der folgenden Doppelseite erzählt die Autorin ein wenig über die Verwendung in der Küche oder Naturheilkunde, bevor es zu den Rezepten geht.

Waldgeißbart (Aruncus dioicus)

Der Waldgeißbart heißt zum Beispiel auch Federbusch-Hans, Impenkraut oder Waldspargel. Er kommt in lichten Wäldern auf höheren Lagen vor, und man erntet die jungen Triebe ab Ende März. Die Sprossen können mit fruchtiger Sauce Hollandaise serviert oder, wie im folgenden Rezept, mit Pilzen und Ricotta in einer Quiche gebacken werden.

foto: www.shutterstock.com/Verlag Anton Pustet
foto: Verlag Anton Pustet

Die Autorin hat die Wildpflanzen in "Wild & unwiderstehlich" alphabetisch geordnet – von Brombeere bis Wildrose. Die vorgestellten Pflanzen sind Blumen wie Klatschmohn, Kornblume oder Malve und Bäume wie Fichte, Buche und Eiche. Bei den Kräuter werden Schafgarbe, Wiesensalbei und etliche mehr besprochen.

Das Buch gibt viele gute Anregungen, wie die Sammelstücke vom letzten Spaziergang daheim in der Küche in Köstlichkeiten verwandelt werden können. (Helga Gartner, 1.6.2019)


Foto: Verlag Anton Pustet

Inge Waltl
Wild & unwiderstehlich
Neue Köstlichkeiten aus der Wildpflanzenküche
Verlag Anton Pustet, 2017
240 Seiten, 22 Euro

Weiterlesen:

"Eat like a woman"

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Das Brot – Chad Robertson

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