Der Titel "Grande Messe des Morts" ist für Hector Berlioz' Requiem-Vertonung nicht zu hoch gegriffen. Das Auftragswerk kam direkt vom Innenminister der Grande Nation, ansehnlich war das Honorar für das Gedenkstück für die Opfer der Julirevolution. Für den Chor waren 210 Mitwirkende vorgesehen, das Orchester sah jeweils 25 erste und zweite Geigen und 18 Kontrabässe vor, zu einer gewaltigen Bläserbesetzung kamen vier in alle Himmelsrichtungen zu verteilende Blechbläsergruppen und eine Batterie von Schlagzeugen.

Großformatig ist auch die Struktur der Komposition: über weite Strecken so monumental wie in einer heroischen, auf großen Aplomb setzenden Revolutionsoper, mit gewaltigen bildhaften und sehr effektvollen, nicht immer gleichermaßen tiefgehenden Steigerungen, von denen sich die lyrischen Tränendrüsenstellen umso deutlicher abheben. Als Höhepunkt des über diese Saison reichenden Berlioz-Schwerpunkts der Wiener Symphoniker setzte Chefdirigent Philippe Jordan jeden dieser Effekte wie immer mit sicherer Hand. Je mehr es zu koordinieren gab, desto überzeugender wirkte der perfektionistische Anstrich der Veranstaltung, die man ohne weiteres gleich als CD-Aufnahme mit nach Hause hätte nehmen können. Großer Jubel. (daen, 28.5.2019)