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Gitanas Nauseda wird Präsident Litauens.

Foto: AP/Kulbis

Vilnius – Der Wirtschaftsexperte und Politikneuling Gitanas Nauseda hat die Präsidentschaftswahl in Litauen gewonnen. Seine Rivalin, Ex-Finanzministerin Ingrida Simonyte, räumte am Sonntag ihre Niederlage in der Stichwahl ein. Der unabhängige und als moderat geltende Mitte-rechts-Kandidat Nauseda war als Favorit in das Rennen gegangen.

Kein unbeschriebenes Blatt

Der Ökonom Nauseda ist in Litauen alles andere als ein unbeschriebenes Blatt: In den vergangenen zehn Jahren machte er sich als redegewandter Kommentator von Wirtschafts- und Finanzthemen einen Namen – mit für gewöhnlich moderaten Sichtweisen. Für viele Bürger ist er deshalb ein aus dem Fernsehen vertrautes Gesicht.

Den Großteil seiner Karriere verbrachte der 55-Jährige im privaten Bankensektor, zuletzt als Berater des Präsidenten von Litauens größter Bank. Für die Wahl war er von keiner Partei aufgestellt worden und hatte sich im Wahlkampf als Kompromisskandidat positioniert.

Seine Ansichten bezeichnet Nauseda selbst als Mitte-rechts. Vor der Wahl warb er für den Wohlfahrtsstaat und mehr "politischen Frieden" in Litauen. Nach der Stimmabgabe beim ersten Wahlgang sagte Nauseda, er fühle die "schwere Verantwortung", die Polarisierung des Landes zu verringern.

Für seine Unterstützer, zu denen auch der ehemalige Präsident Valdas Adamkus gehört, ist Nauseda ein dringend gebrauchtes neues Gesicht mit der intellektuellen Fähigkeit und dem notwendigen Auftreten, um mehr Harmonie in die Politik zu bringen. Seine Kritiker sehen in ihm hingegen einen Heuchler, der im Dienst großer Unternehmen steht.

Ebenso wie die in der Stichwahl unterlegene Ingrida Simonyte hatte sich Nauseda im Wahlkampf als überzeugter Proeuropäer und Unterstützer der Nato präsentiert. Experten gehen davon aus, dass er sich als Präsident für außenpolitische Kontinuität einsetzen wird.

Nauseda spricht fließend Englisch, Russisch und Deutsch. Der verheiratete Vater zweier Töchter sammelt seltene Bücher und spielt in seiner Freizeit gerne Schach. (APA, 26.5.2019)