Erst kommt nur eine einzelne, später kommen viele: Ameisen sind keine gerngesehenen Gäste.

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Mit den wärmeren Temperaturen fängt es in manchen Wohnungen wieder zu wurln an: Erst sind es nur vereinzelte Späherameisen, die nach guten Nahrungsquellen und Verstecken suchen. Wenig später bahnt sich vielleicht schon eine ganze Ameisenstraße ihren Weg durch die Wohnung.

Zur Beruhigung: Ameisen sind keine Schädlinge, sondern lediglich Lästlinge. Abgesehen von der in Wien meldepflichtigen Pharaoameise, die besonders in Krankenhäusern für Angst und Schrecken sorgt, sind Ameisen harmlos.

Viele Menschen sehen bei der Schwarzen Wegameise, die sich häufig in Wohnhäusern breitmacht, trotzdem Handlungsbedarf. Erst wird meist zu Hausmitteln gegriffen: Essig, Thymian und Kerbel sollen helfen, den feinen Geruchssinn der Krabbeltiere zu verwirren. Auch Bier oder Backpulver werden in Internetforen als Geheimwaffen genannt. Fugen, die den Winzlingen als Schlupflöcher dienen können, sollen verklebt werden, Topfpflanzen auf Ameisenbefall überprüft werden.

"Chemischer Fliegenklatscher"

Die kleinen Tierchen lassen sich häufig trotzdem nicht beirren. Auch weil die Ameisenstraßen, auf denen sie sich bewegen, bis zu hundert Meter lang sind. "Je weiter der Weg, umso schwieriger wird es, sie loszuwerden", sagt Rainer Barath vom Schädlingsbekämpfungsunternehmen Anticimex. Wer mit Hausmitteln keinen Erfolg hat, greift schnell zur Chemiekeule aus dem Supermarkt. Diese Sprays töten allerdings nur einzelne Ameisen, Schädlingsbekämpfer Barath bezeichnet sie daher als ineffektive "chemische Fliegenklatscher".

Wer das Gekrabbel dauerhaft loswerden will, muss das Ameisennest – und damit die Königin – "eliminieren", so nennen es Experten. Das ist leichter gesagt als getan: Denn das Nest im Haus zu finden ist ungleich schwieriger als den stattlichen Ameisenhügel im Außenbereich. "Die Menschen glauben immer, sie können das in Eigenregie. Aber das Nest ist gut versteckt", sagt Barath.

Wenn der Profi gerufen wird, dann wird ein Insektengift in Gelform auf Zuckerbasis ausgelegt, das von den Tierchen mit ins Nest genommen wird und dort sämtliche Royals – die Königin und die Jungköniginnen – dahinraffen soll. Das soziale Gefüge im Ameisenstaat funktioniert denkbar einfach: "Ist die Königin tot, sterben die Ameisen", erklärt Barath.

Mehr Ameisen als zuvor

Allerdings braucht es für so ein Manöver Geduld: Zuerst könnten angesichts des auf den ersten Blick verlockenden Insektenköders sogar mehr Ameisen als vorher auftreten.

Ein bis zwei Wochen kann es laut Barath daher dauern, bis das Gift wirkt. Und es kann auch sein, dass der Schädlingsbekämpfer mehrere Male anrücken muss: "Je nachdem, wie komplex der Ameisenstaat ist."

Ameisenbefall kann laut Barath in so gut wie jedem Zuhause auftreten. Der Schädlingsbekämpfer kennt Ameisenbefälle auch in Zusammenhang mit Wasserschäden, weil die Ameisen das feuchte Holz zum Nestbau verwenden.

Am schwierigsten sei die Bekämpfung der kleinen Tierchen dann, wenn die Ameisen nur manchmal auftauchen – und sich dann wieder tagelang nicht blicken lassen: "Es kann durchaus sein, dass sich alle zwei Monate eine Ameise im vierten Stock zeigt – und das Nest unten im Innenhof ist", so Barath.

Streit mit dem Vermieter

Kommt der Schädlingsbekämpfer, beginnen in manchen Wohnhäusern die Schuldzuweisungen zwischen Mietern und Vermietern – und die Diskussionen, wer für die Kosten aufkommen muss. Solche Streitereien kommen auch Elke Hanel-Torsch von der Mietervereinigung immer wieder unter. "Prinzipiell ist es wichtig, dass Mieter den Schädlingsbefall umgehend melden", betont die Juristin. Ist nur eine Wohnung betroffen, dann ist die Bekämpfung in der Regel Mietersache. Liegt die Ursache jedoch außerhalb der Sphäre des Mieters oder sind auch allgemeine Teile des Hauses betroffen, ist die Bekämpfung Vermietersache – die Kosten können dann aber über die Betriebskosten abgerechnet werden.

Ganz wichtig: Im Garten sollte man die Ameisen tunlichst in Ruhe lassen. Unter freiem Himmel gelten sie als Nützlinge. (Franziska Zoidl, 24.3.2021)