Auf Ibiza soll ein Münchner Detektiv eine Falle gestellt haben. Das ist nicht die Arbeitsweise österreichischer Detektive, sagen diese.

Seitdem sich die Gerüchte verhärten, dass ein Münchner Detektiv im Juli 2017 Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Johann Gudenus (damals FPÖ) in die Videofalle gelockt hat, sind die Augen der Öffentlichkeit auf einen romantisierten Beruf gerichtet: den der Berufsdetektive. Darüber, was diese tun, herrscht allgemeiner Konsens: Mit Lupe und Kamera sind sie unterwegs, so haben es uns Sherlock Holmes und Miss Marple gelehrt, und während sie die Reichen, Mächtigen und Bösen observieren, rauchen sie Pfeife.

Die Detektive sind es nun, die sich in Misskredit gebracht sehen, seit ihr Berufsstand in die Ibiza-Affäre verwickelt ist. So ein Vorgehen sei nicht ihre Arbeitsweise, schreibt der Österreichische Detektiv-Verband (ÖDV) in einer Aussendung; wer auch immer das Video produziert habe, sei höchstens ein "Möchtegernschnüffler."

Wer geschädigt wurde, gibt den Auftrag

Wenn nicht mit Red Bull und Koks auf Ibiza, wie arbeiten dann die 422 Berufsdetektive, die derzeit in Österreich aktiv sind? An erster Stelle, so erklärt es ÖDV-Präsident Lukas Helmberger dem STANDARD, stehe die Auftragsvergabe. Nur wenn hinter dem Auftrag ein legitimes Interesse steht, nämlich ein erlittener oder drohender Schaden, nimmt ein Detektiv ihn an. "Wenn also eine politische Partei an ein Detektivbüro herantreten würde und sagt: 'Unser politischer Mitbewerber steht im Verdacht der illegalen Parteienfinanzierung, und dadurch entsteht uns ein Schaden', dann hätten sie ein berechtigtes Interesse daran." Wenn aber jemand aus Neugierde oder um Druck aufzubauen einen Detektiv beauftrage, "dann ist an dieser Stelle das Auftragsgespräch zu Ende".

Den Auftrag zu jenem Video, das später Österreichs Regierung stürzte, könne also nur jemand gegeben haben, der durch Strache und Gudenus geschädigt wurde – sofern er an einen seriösen Detektiv ging. Weil aber bis zur Veröffentlichung des Videos zwei Jahre vergingen, hält Helmberger das für unwahrscheinlich: "Da ging es viel mehr darum, Schaden anzurichten, als Schaden zu verursachen", sagt er.

Arbeit für Ministerien und Regierungen

Jener Münchner Detektiv, der im aktuellen Fall verdächtigt wird, warb noch vor einiger Zeit auf seiner Firmenwebseite damit, im Auftrag von Kriminalpolizei, Innenministerium "und ausländischen Regierungen" zu arbeiten. Aufträge der öffentlichen Hand seien in Österreich, so sagt es der ÖDV-Präsident, eher die Ausnahme. In Österreich sind Detektive meist im Zivilrecht unterwegs: dort, wo es um Ehebruch, um unlauteren Wettbewerb und um Produktpiraterie geht. Wobei jedoch Detektive selten damit werben, wer ihre Auftraggeber sind – immerhin gehört Diskretion erstens zum Geschäft, zweitens ist sie in der Gewerbeordnung festgeschrieben. Das Tagesgeschäft besteht allerdings nicht daraus, Drinks auf einer Finca zu schlürfen. "Der Berufsalltag ist, viel im Auto zu sitzen, Häuser abzuklappern und im Internet zu recherchieren", sagt Detektiv Schwaiger. Man durchforste, observiere und rede mit Menschen.

Laut ÖDV-Präsident Helmberger ist die Methodik des Ibiza-Videos zwar für einen österreichischen Detektiv denkbar, das Motiv aber nicht: "Wir verleiten andere nicht zu rechtswidrigen Handlungen, wie beobachten sie nur." Wie viel ein Detektiv mit diesen Beobachtungen verdient, schwankt von Auftrag zu Auftrag. Ein selbstständiger Detektiv könne "im Jahr sicher einen Umsatz von 100.000 bis 150.000 Euro lukrieren", sagt Helmberger. Detektiv Schwaiger formuliert es so: "Manchmal spielt für den Kunden Geld keine Rolle, weil er in einer Extremsituation ist, dann wartest du wieder drei Wochen auf Aufträge." (Gabriele Scherndl, 23.5.2019)