Berufseinsteiger über ihren Umgang mit Hierarchien (v.l.): Simon Grabbe/Consultant bei den Strategieberatern Simon Kucher & Partners, Petra Messinger/Kundenbetreuerin bei der BNP Paribas, Markus Reitzig, Lehrstuhl für strategisches Management an der Uni Wien, Sarah Hopfgartner/Berufsanwärterin bei den Steuerprüfern TPA, Jelka Kirnbauer/Regionalverkaufsleiterin bei Hofer und Moderatorin Karin Bauer von hinten

Foto: Regine Hendrich

Die Manager diskutieren über ihr Verständnis von Hierarchie (v.l.): Christoph Franke (Simon Kucher & Partners), Oliver Voigt (BNP Paribas), Markus Reitzig (Uni Wien), Manfred Kunisch (TPA), Sabine Karls (Hofer) und Moderatorin Karin Bauer (mittig).

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It makes no sense to hire smart people and then tell them what to do. We hire smart people so they can tell us what to do", ist eines der populären Zitate von Apple-Gründer Steve Jobs. Und angeblich wollen die gut ausgebildeten Leute Augenhöhe, mitreden, gehört und ernst genommen werden.

Wie weit sind Österreichs Arbeitgeber also im Aufweichen traditioneller Hierarchien, in denen "der Boss" mit seinen paar Auserwählten den vielen Untergebenen anschafft, was zu tun ist? Was hat sich geändert – oder ist nur der Befehlston ein freundlicherer geworden, sonst die gute alte Hierarchie gleich geblieben? Der Karriereservice der Uni Wien hat vier Unternehmen mit ihren Managern und ihren Berufseinsteigern in dieser Woche eingeladen, die Kulissen zur Seite zu schieben und sich den Fragen der Studierenden zu stellen.

Vielschichtig

Das Ergebnis ist vielschichtig und hinterfragt gleichzeitig das moderne Dogma, wonach "Hierarchie schlecht" und "Netzwerk gut" ist. Aber klar: Kein Unternehmen kann sich autoritäre Hierarchie mehr als Unternehmenskultur leisten – da kommen die begehrten gut Ausgebildeten nicht oder gehen gleich wieder. Das sagen die Nachwuchsführungskräfte (Jelka Kirnbauer/Regionalverkaufsleiterin bei Hofer, Petra Messinger/Kundenbetreuerin bei der BNP Paribas, Sarah Hopfgartner/Berufsanwärterin bei den Steuerprüfern TPA und Simon Grabbe/Consultant bei den Strategieberatern Simon Kucher & Partners) auch ganz klar auf die Frage: Was kann Sie vertreiben? Mikromanagement, dauernde Kontrolle, kein Vertrauen, ein ungutes Betriebsklima, mangelndes Feedback. Die vier Jungen sehen die Sache allerdings realistisch, erleben Hierarchie auch als Notwendigkeit, Schutz und vor allem als die benötigte Klarheit. Es sind nicht viele Illusionen vorhanden, auch gelegentlich anfallende extensivere Arbeitszeiten sind für die Jungen o.k. – weil klar ist, wozu und warum.

Ziemlich happy

Wie erklärt Markus Reitzig (Lehrstuhl für strategisches Management an der Uni Wien), dass in dieser Runde alle ziemlich happy sind und es offenbar kaum Probleme mit Hierarchie gibt? "Die Selektion hat sehr gut geklappt. Jedes Unternehmen, das es schafft, dass diejenigen Leute kommen, die auch dazupassen, hat gewonnen. Dann ist das Thema Hierarchie vergleichsweise unkompliziert, dann gibt es wenig Reibung. Ein Problem tritt auf, wenn Kompetenzhierarchie und Entscheidungshierarchie gar nicht passen." Kurz: wenn Mitarbeiter so ungleich mehr wissen und können als die Vorgesetzten. Oft gibt die Aufstellung des Unternehmens ja auch klar vor, wo Mitreden, Andersmachen nicht möglich sind – Stichwort Compliance, legistischer Rahmen und Regulatorien. Wenn etwa ein Kunde bei den jungen Steuerberatern von TPA anruft und eine super Idee hat, wie er Steuern sparen kann – dann ist natürlich auch die Hierarchie gefragt. Augenhöhe bedeute ja nicht, Verantwortungen falsch zu delegieren, sondern Wertschätzung als Haltung zu pflegen.

Ob die Berufseinsteiger schon im Bewerbungsgespräch gewusst hätten, ob das Team passt und nett ist, die Unternehmenskultur genau so wie versprochen? Nein, sagen alle vier. Das lasse sich in diesem Rahmen nicht "erfühlen". Und wieder recht pragmatisch: Man müsse ja auch im Tun draufkommen, ob es passt.

Chancengleichheit

Überraschenderweise kommt die Frage nach der Chancengleichheit der Geschlechter aus dem männlichen Teil des studentischen Publikums. Da wurde die Werkzeugkiste der Gleichstellung in den jeweiligen Firmen ausgepackt – Teilzeit bis Vaterkarenz. Allerdings auch zu dieser Frage Klartext: Wer in einer Beratung Partnerstatus haben wolle, kommt mit 30 Stunden nicht weiter. Hofer-Geschäftsführerin Sabine Karls berichtet unumwunden: "Ich bin Mutter. Ich wollte keine Familie unter der Voraussetzung, dass ich mein kleines Kind von 8.00 bis 18.00 Uhr in Fremdbetreuung gebe. Bei uns macht mein Mann den größten Teil der Familienarbeit. Wir haben es umgedreht." (Karin Bauer, 20.5.2019)