Wien – Mit dem Abbau der Altlasten der früheren Volksbanken AG (ÖVAG) ist deren Abbaufirma Immigon in vier Jahren fertig geworden. In Europa wurden nach der Finanzkrise nach staatlichen Rettungseinsätzen bei Krisenbanken viele Bad Banks gegründet. Darunter sei die Immigon Portfolioabbau AG die einzige und erste, die auf null abgebaut habe, ohne dafür staatliche Garantien zu brauchen.

Darauf ist das Immigon-Management stolz. Große deutsche Bad Banks würden noch Milliarden-Altlasten vor sich her schieben. Auch die ÖVAG-Abwicklung war am Anfang von großer Skepsis begleitet. Man habe es aber geschafft, unverkäuflich scheinende Assets loszuschlagen, berichteten Immigon-Vorstandschef Stephan Koren und sein Vorstandskollege Michael Mendel nach der Liquidations-Hauptversammlung Mittwochabend. Zumal die Bankrettung via Zerschlagung der ÖVAG und der Totalumbau des ganzen Volksbankensektors auch hätten schiefgehen können.

Besser als erwartet

Am Beginn der Übung dachte man, dass im Abbauvehikel – das Mitte 2015 mit 30 Mio. Euro Eigenkapital startete – bestenfalls um die 50 Millionen Euro Eigenkapital (de facto als Liquidationserlös) überbleiben werden. Tatsächlich waren es Ende 2018 mit der letzten Bilanz vor dem Start der Auflösung rund 775 Mio. Euro an Eigenkapital. Die Bilanz enthält keinen Euro Kundengeschäft mehr. Die letzten drei Kredite sind seit März 2019 weg.

Wieviel vom Liquidationserlös an die Steuerzahler zurück geht, wird aber erst nach der endgültigen "Auskehr" in ein paar Jahren fest stehen. Denn die Firma selbst wird erst gelöscht, wenn die letzten paar Anleihen getilgt bzw. Rechtsrisiken hinfällig sind. Trotz einiger Rückkaufaktionen kam man bisher auch aus einigen verbrieften Verbindlichkeiten vor Fälligkeit nicht heraus. "Überlegungen", den Fortgang der endgültigen Abwicklung zu beschleunigen, gibt es. Details dazu nicht. Eine Übertragung der Reste an eine der anderen Bad Banks (KA Finanz, Heta) wird aber ausgeschlossen.

Drohende Schlachtung

"Der Steuerzahler kriegt am Schluss Geld zurück", versicherte der Immigon-Vorstand, der nach getaner Arbeit mit dem Ende der Immigon Ende Juni 2019 sein Amt beendet. "Es stand ein paarmal echt an der Kippe", erzählt Koren. Vor allem als er die Pläne für die ÖVAG-Abwicklung bei der Europäischen Zentralbank und der EU-Kommission einreichte. Damals drohte der Wiener Bank und dem ganzen Volksbanken-Sektor das Schicksal "geschlachtet" zu werden. Große Unterstützung erfuhr man von den nationalen Behörden.

Die frühere Volksbanken AG (ÖVAG) hatte sich vom Kauf der Kommunalkredit/Investkredit nie erholt. 2009 und 2012 musste sie mit in Summe rund 1,25 Steuermilliarden vom Staat aufgefangen werden. Mitte 2015 wurde sie zerschlagen, der "gute Teil" ging an die Volksbank Wien. Die Resteverwertung übernahm die Immigon, an der der Staat und die Volksbanken beteiligt sind. Wer am Schluss mit welchen Summen bevorzugten Zugriff auf die Kassa hat, wird noch Verhandlungsthema. Aus heutiger Sicht fest stehen soll, dass der Bund jedenfalls 250 Millionen Euro an 2012 eingeschossenem Aktienkapital zurückkriegt.

Volksbank muss noch tilgen

Die Volksbanken (Holding) selber sind in der Pflicht, 300 Millionen an Staatshilfen (Partizipationskapital) zurück zu zahlen, erst ein kleiner Teil ist bisher getilgt. Andernfalls hätte der Staat das Recht, in weiteres Aktienkapital an der Volksbank Wien zu wandeln.

Als "Liquidator" der Immigon-Reste ist Ende 2018 Ithuba aus einer Ausschreibung hervorgegangen. Die Immigon-Verträge von Koren und Mendel laufen plangemäß im Juni aus. Beide sitzen weiter den Aufsichtsräten der anderen Bad Banks KA Finanz (Koren) und Heta (Mendel) vor, wobei Mendel in der Heta demnächst auf weitere drei Jahre verlängert werden soll. Koren ist u.a. auch Aufsichtsrat der Oberbank und Generalrat der Nationalbank.(APA, 16.5.2019)