Vom Hauptbahnhof ins Industriegebiet sollen Interessierte künftig auch fliegen können, so stellt man sich das in Linz derzeit vor.

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Linz – Anfang April hob das unbemannte Fluggerät Ehang 216 in Wien-Favoriten erstmals ab. In der dortigen Generali-Arena bewegte sich das elektrisch betriebene Vehikel mehrmals mehrere Dutzend Meter in die Luft, ehe es wieder auf dem Boden landete. Nun wurde bereits eine erste Teststrecke fixiert.

Die Linz AG will 2020 über der Stadt mit einem entsprechenden Pilotprojekt starten. Dazu hat Generaldirektor Erich Haider am Dienstag mit dem Innviertler Flugzeugzulieferer FACC und dem chinesischen Technologieunternehmen Ehang einen Vertrag zur Zusammenarbeit unterzeichnet.

Luftstraßen über der Stadt

Das unbemannte Fluggerät wurde bei Ehang in China entwickelt und bei FACC im Innviertel gebaut. Noch vor der nächsten Nationalratswahl will Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) die in regulatorischer Hinsicht komplexe Materie so weit geregelt haben, dass die Flugtaxis im Echtbetrieb abheben dürfen, denn derzeit stehen dem realen Flugbetrieb noch regulatorische Hürden im Weg.

Der Verkehrsminister will unter den Ersten sein, was Lufttaxis betrifft. Auch FACC und der chinesische Partner Ehang glauben fest daran, dass das Konzept in verkehrstechnischer Hinsicht das nächste große Ding werden wird. Man denkt etwa an den Geschäftsmann, der gern ein bisschen mehr bezahlt, um rasch mit dem Lufttaxi vom Meeting in der Innenstadt zum Flughafen zu surren – auf einer Art definierter Luftstraßen und 50 bis tausend Meter über dem Boden.

50 Kilometer

Rund 300.000 Euro kostet ein 360 Kilo schweres, mit 16 Elektromotoren und 16 Rotoren ausgestattetes autonomes Fluggerät, das zwei Personen befördern kann. Die Akkus für diese achtarmige Drohne reichen für rund 50 Kilometer. In einer eigenen Fertigungslinie in Ried sollen bis Ende nächsten Jahres 300 Stück ausgeliefert werden. Damit sie in Europa und auch für die Linz AG abheben können, arbeite man mit Austro Control an den "Regularien für die Zulassung", erklärte FACC-CEO Robert Machtlinger. Was die Lautstärke betrifft, so soll das Fluggerät in Zukunft leiser werden, hieß es bei der Präsentation in Wien. Derzeit sind sie zwar leiser als eine Fotodrohne, allerdings soll die Lärmentwicklung noch verbessert werden. Aus einer Distanz von 50 Metern höre man sie kaum, schwörte damals Derrick Xiong, Co-Gründer von Ehang, in Wien. Künftig sollen sie aus einer Distanz von 15 bis 20 Metern kaum hörbar sein.

In Linz hieß es einmal mehr, man sehe diese Art der Personenbeförderung als Ergänzung zu Bus und Bahn. Die Luft ermögliche die schnellste Verbindung von A nach B in urbanen Gebieten. Bevor jedoch die erste Teststrecke in der oberösterreichischen Hauptstadt für diese autonome Beförderung eingerichtet wird, müsse erst 5G-Mobilfunk installiert werden, was im Frühjahr 2020 geplant sei.

In Linz beginnt's

Für den Eigentümervertreter der städtischen Linz AG, Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ), ist der Einstieg in die Technologie ein Beweis dafür, dass seine 2015 vorgegebene Parole "Linz soll die innovativste Stadt Österreichs werden" auch in die Realität umgesetzt werde. Infrastrukturstadtrat Markus Hein (FPÖ) begrüßte, dass in einer Stadt wie Linz mit mehr Arbeitsplätzen als Einwohnern der öffentliche Verkehr auch in die Luft gehen werde.

Laut Linz-AG-Generaldirektor Erich Haider sind fixe Verbindungen, etwa vom Hauptbahnhof oder vom Flughafen ins Industriegebiet Hafen, angedacht. Wie viele Lufttaxis die Linz AG ankaufen werde, sagt er nicht. Nur so viel: Sie seien "leistbar und anschaffbar". (APA, rebu, 14.5.2019)