Daniel Wisser schreibt bis Ende Juni Miniaturen für den STANDARD.

Foto: Anke Wälischmiller

Nachdem der Gefreite Spoerhase vom Infanterie-Regiment Nr. 4 bei einer Schießübung beinahe einen Offiziersdiener getroffen, glücklicherweise aber nur dessen am Leibriemen befestigten Brotsack angeschossen hatte, wurde er in friedenmäßiger Zusammensetzung des Regiments zu den Warmsitzern abkommandiert.

In den Monaten Oktober bis April musste er mit 300 bis 350 anderen Warmsitzern drei Stunden vor Einlass des Publikums im Zuschauerraum der Oper Platz nehmen, um den Raum zu erwärmen. Spoerhase machte sich nichts aus Opern, konnte sogar Operngesang nicht ausstehen, sodass ihn die Abwesenheit von Musik beim Warmsitzen nicht störte.

Das Gespräch mit Kollegen suchte er nicht und versuchte auch nicht, die Gespräche anderer mitzuhören. Spoerhase saß einfach da. Es machte ihm nichts aus. Und nach etwa zwei Stunden wurde es auch warm. (Daniel Wisser, 4.5.2019)