Unser Mond war schon einmal größer – und allem Anschein nach setzt sich der Schrumpfungsprozess weiter fort. Jüngste Mondbeben lieferten Hinweise darauf.
Foto: APA/dpa/Daniel Karmann

Washington – 2010 lieferten erstmals Satellitenmessungen Hinweise darauf, dass der Mond im Laufe der Zeit seine Größe verändert hat. Mit anderen Worten: Er war schon einmal größer als er heute erscheint. Analysen von Aufnahmen des Lunar Reconnaissance Orbiters (LRO) der Nasa zeigten, dass der Erdtrabant in seiner Vergangenheit, während er innerlich allmählich abkühlte, geschrumpft ist und dabei wie eine Rosine an der Oberfläche zahlreiche geologische Runzeln in Form von Klippen und Spalten hinterließ. Unklar war jedoch bisher, wie jung genau diese tektonische Aktivität tatsächlich ist.

Aktuelle Auswertungen von Mondbebendaten aus der Ära der Apollo-Missionen belegen, dass der Mond immer noch kleiner wird und damit offenbar auch weiterhin geologisch aktiv ist. Ein Team um Thomas Watters von der Smithsonian Institution in Washington schloss aus den historischen Aufzeichnungen, dass sich acht von 28 damals registrierten Beben in der Nähe geologisch junger Bruchzonen ereignet haben.

Apollo-Bebendaten

Die Astronauten der Apollo-Mondmissionen 12, 14, 15 und 16 hatten vier Seismometer auf dem Mond hinterlassen. Zwischen 1969 und 1977 registrierten diese Instrumente in Summe 28 Mondbeben, die auf der Erde eine Stärke zwischen 2 und 5 gehabt hätten. Ein Teil davon wurde vermutlich von Asteroideneinschlägen verursacht, offensichtlich aber nicht alle.

"Wir haben festgestellt, dass eine Reihe der Beben aus den Apollo-Aufzeichnungen sich sehr nah an den Bruchzonen aus den LRO-Aufnahmen ereignet haben", erklärte Co-Autor Nicholas Schmerr von der Universität von Maryland in College Park. Die Epizentren von acht Mondbeben lagen höchstens 30 Kilometer von solchen jungen Bruchzonen entfernt, wie die Wissenschafter im Fachjournal "Nature Geoscience" berichten.

Eine von zahlreichen von der Nasa-Sonde LRO aufgenommenen Spalten in der Mondoberfläche, die im Verlauf der Schrumpfung unseres Trabanten entstanden sind.
Foto: NASA/GSFC/Arizona State University/Smithsonian

"Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass diese acht Beben von Brüchen verursacht wurden, die abgerutscht sind, nachdem sich eine Spannung in der Mondkruste durch die globale Kontraktion und Gezeitenkräfte aufgebaut hatte", erläuterte Watters.

Nach wie vor aktiv

Zwar sind die Seismometer der Apollo-Missionen seit 1977 abgeschaltet. In geologischer Hinsicht entspricht dies jedoch nur einem Augenblick. Die damals nachgewiesenen Erdbewegungen sprechen nach Ansicht der Forscher daher dafür, dass die entsprechenden Bruchzonen immer noch aktiv seien, meint Schmerr.

"Man bekommt nicht oft irgendwo außerhalb der Erde aktive Tektonik zu sehen, daher ist es sehr spannend, darüber nachzudenken, dass diese Brüche vielleicht immer noch Mondbeben produzieren", so der Forscher. (tberg, 13.5.2019)