Goldener Löwe der Biennale Venedig 2019: Arthur Jafa.

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Er hat Kamera für die Regielegende Stanley Kubrick geführt und Musikvideos für Beyoncé produziert, aber erst jetzt erhielt der New Yorker Arthur Jafa eine Auszeichnung als bildender Künstler. Auf der aktuellen Biennale in Venedig wurde der Afroamerikaner als bester Künstler mit dem Goldenen Löwen prämiert. Den Preis für den besten Länderpavillon erhielt Litauen, wo ein Künstlerinnentrio eine Performance zum Klimawandel inszenierte.

Jafas hochpolitische Kunst kreist um "Black Experience", also die Frage, was Schwarzsein in einer weißen Welt bedeutet. 2016 gelang dem Filmemacher mit dem Kurzfilm "Love is the Message – the Message is Death" der Durchbruch. In einem Stakkato aus gefundenen Fotos und Youtube-Videos verdichtet die siebenminütige Montage Glanz und Elend schwarzer US-Kultur. Dabei schockieren vor allem die Bilder extremer Gewalt, die in dieser Dichte noch in keiner Ausstellung zu sehen waren. Als Soundtrack diente der Gospel-inspirierte Song "Ultralight Beam" von Rapper Kanye West.

Erst Architektur, dann Film

Das Ausschneiden und Kombinieren von Zeitungsbildern faszinierte den 1960 in Mississippi geborenen Künstler bereits als Kind. Nach der Aufhebung der Rassentrennung besuchte er als eines von drei schwarzen Kindern eine weiße Schule. "Meine Klassenlehrerin behandelte uns immer so, als wären wir irgendwie zurückgeblieben", erzählte der Künstler in einem Interview, das er anlässlich seiner Einzelschau 2018 in der Julia Stoschek Collection in Berlin gab.

Nach seinem Studium in Washington arbeitete Jafa einige Zeit als Architekt, aber das Medium Film reizte ihn mehr. "Könnte Black Cinema nicht eine ebenso wichtig werden wie Black Music?", fragte sich der Künstler damals. Gemeinsam mit der Regisseurin Julie Dash, mit der Jafa auch eine Tochter hat, produzierte er 1991 das historische Filmdrama "Daughters of the Dust".

Und schließlich Kunst

Als Kameramann arbeitete Jafa an Spike Lees Film "Crooklyn" 1994 und Kubricks "Eyes Wide Shut" 1999 mit, aber mit 40 Jahren beschloss er, auf die Kunst umzusatteln. Im Zuge der Whitney Biennale 2000 konnte Jafa den Kurator Okwui Enwezor als Förderer gewinnen. Mit dem hart getakteten Video "APEX" fand er zu seiner typischen Montagetechnik, die 2017 auch auf der Kunstmesse Art Basel für Furore sorgte.

Die jetzige Biennale zeigt Jafas neues Video "The White Album", in dem der 58-Jährige seine Beziehung zu Weißen hinterfragt. Der Künstler hat aber auch die Skulpturen im Arsenale entworfen, wo riesige, mit Ketten umwickelte Autoreifen hängen. Wieder ein Symbol für schwarze Unterdrückung? Nein, die XL-Teile verdanken sich Jafas Begeisterung für Monster Trucks und stehen eher für den Niedergang der amerikanischen Arbeiterklasse als für Rassismus. (Nicole Scheyerer, 12.5.2019)