Der Großbrand ist aus noch ungeklärter Ursache im Dach ausgebrochen.

Foto: APA / Lukas Huter
Foto: APA/Lukas Huter
Foto: APA/Lukas Huter
Foto: APA/Lukas Huter
Foto: APA/Lukas Huter
Foto: APA/Lukas Huter

Wien – Rund zehn Stunden hat der Brand eines Dachgeschoßes in Wien-Simmering die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr, der Berufsrettung und der Polizei am Samstag in Atem gehalten. Dann war das Schlimmste überstanden: Gegen 20.00 Uhr gab die Feuerwehr bekannt, dass man das Feuer unter Kontrolle habe, um 21:45 Uhr hieß es "Brand aus". Das Dachgeschoß des Wohnbaukomplexes wurde weitgehend zerstört, es gab fünf Leichtverletzte.

Das Feuer im Dachgeschoß des Komplexes Simmeringer Hauptstraße – Enkplatz – Sedlitzkygasse wurde gegen 10.00 Uhr entdeckt. Es breitete sich rasch aus und entwickelte sich zu einem Großbrand. Die Rauchsäule war kilometerweit in Wien zu sehen. Warum das Feuer ausgebrochen ist, war bis in die Abendstunden unklar. Die Feuerwehr vermutete laut ihrem Sprecher Gerald Schimpf das Dachgeschoß am Eck Simmeringer Hauptstraße – Enkplatz als Entstehungsort des Brandes.

Ein Augenzeuge alarmierte die Einsatzkräfte. Ein Funkwagen der Polizei bemerkte Rauch und schlug Alarm, schilderte Polizeisprecher Harald Sörös. Binnen weniger Stunden war der gesamte Hausdachbereich in Flammen, was zu dessen teilweisen Einsturz führte. Die Feuerwehr rief Alarmstufe 5 aus. Insgesamt waren knapp 200 Mann mit rund 40 Fahrzeugen im Einsatz.

Fünf Menschen wurden mit Verdacht auf eine leichte Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Bei den Verletzten handelte es sich um eine 87-jährige Frau sowie um eine vierköpfige Familie.

Nachlöscharbeiten

Die Löschbereitschaften versuchten, mit zwei Drehleitern und zwei Teleskopmastbühnen über das Dach die Flammen zu bekämpfen. Während sie im Bereich Simmeringer Hauptstraße/Enkplatz das Feuer allmählich unter Kontrolle bekamen, wurde die Situation im Laufe des Nachmittags im Gebäudeteil Enkplatz/Sedlitzkygasse immer prekärer. Am frühen Abend hatten die Feuerwehrleute in der Nähe des Nachbarhauses in der Sedlitzkygasse eine sogenannte Riegelstellung errichtet, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Gegen 20.00 Uhr waren die Flammen unter Kontrolle: "Nun geht es sukzessive an Nachlöscharbeiten", hieß es.

Die Berufsfeuerwehr hielt Alarmstufe 5 auch am Abend weiter aufrecht. Die Löschgruppen wurden laufend ausgewechselt. Teile der dienstfreien Mannschaften wurden einberufen, dazu kamen Freiwillige Feuerwehren aus Niederösterreich, die ihre Wiener Kollegen auf diversen Hauptfeuerwachen ergänzten und für Einsätze abseits des Simmeringer Brandgeschehens zur Verfügung standen.

Das Haus sowie der Bereich rund um den Enkplatz wurden evakuiert. "Bitte meiden Sie das Gebiet", schrieb die Wiener Polizei über Twitter, die mit 50 Beamten den Einsatz unterstützte. Dennoch hatten sich am Einsatzort, der zwischen Kopalgasse und Grillgasse großflächig abgesperrt war, zahlreiche Schaulustige eingefunden.

Die Wiener Berufsrettung war ebenfalls mit einem Großaufgebot in Simmering und bekam Unterstützung von den Rettungsgemeinschaften des Arbeiter Samariter Bundes, des Roten Kreuzes, der Johanniter Unfall Hilfe und des Malteser Hospitaldienstes. Von der Polizei waren die Bereitschafteinheit, die Ordnungsdiensteinheit, die Landesverkehrsabteilung sowie Beamte aus den Bezirken Favoriten, Simmering und Landstraße sowie ein Hubschrauber im Einsatz.

Bei dem Gebäude handelt es sich um ein vierstöckiges Wohnhaus mit zehn Stiegen, in dem an die 150 Wohnungen untergebracht sind. Im Erdgeschoß befinden sich auch Geschäfte, wie etwa eine Blumenhandlung.

Deren Inhaberinnen wurden um 11.15 Uhr evakuiert. Feuerwehrmänner klopften heftig an der Tür. "Sie haben gesagt, wir müssen sofort raus", berichtete Anita Müllner im Gespräch mit der APA. Sie räumten die Pflanzen noch schnell aus dem Geschäftsportal und verließen das Haus. Viel Hoffnung, dass die Blumen den Löscheinsatz überlebt haben, hatte Müllner und ihre Schwester nicht. "Die Ware wird komplett kaputt sein. Auch wegen der Rauchgase", sagte die Blumenhändlerin.

Die Wiener Magistratsdirektion war mit einem mobilen Büro am Einsatzort und erhob den Bedarf für die Familien, die durch den Brand aus ihren Wohnungen verbannt worden waren. Paul Johann Stadler (FPÖ), Bezirksvorsteher von Simmering, bot für den Notfall an, das Amtsgebäude zu öffnen, sollten keine Ersatzquartiere in ausreichender Zahl gefunden werden.

"Ich bin 1956 im Bezirk geboren, aber so etwas gab es noch nicht", sagte Stadler zur APA. Von ähnlicher Größe sei nur der Brand im Schloss Neugebäude im Jahr 1993 gewesen. Aber auch der habe nicht die Dimension des Feuers vom Samstag gehabt.

Der Einsatzbereich zwischen der Grillgasse und der Kopalgasse war für den gesamten Verkehr gesperrt, vermeldete der Autofahrerklub Arbö. Auch der Betrieb der Straßenbahnlinie 71 wurde laut Wiener Linien lokal eingestellt und fuhr nur zwischen Börse und St. Marx sowie zwischen Grillgasse, Enkplatz und Zentralfriedhof 3. Tor.

Erst Freitagabend hatte die Feuerwehr einen Großeinsatz in Wien, nachdem in einem Hotel in der Leopoldstadt im Keller ein Brand ausgebrochen war. (red, APA, 11.5.2019)