New York – Für manche Uber-Fahrer wird es ein Tag der Freude. Das kalifornische Unternehmen wird seine Chauffeure anlässlich des Börsengangs am Freitag üppig belohnen: 100 bis 10.000 US-Dollar Prämie verspricht Uber seinen Fahrern im Börsenprospekt stolz.

Die Einmalzahlung wird es nicht nur in den USA, sondern weltweit geben. Freilich: Die Gruppe der Gewinner wird überschaubar sein. Nur für Fahrer, die mehr als 2.500 Fahrten absolviert haben, gibt es überhaupt Geld, und die richtig hohen Beiträge bekommt, wer 20.000 Fahrten und mehr durchgeführt hat. Das wären rund fünf Fahrten an jedem Tag seit Gründung Ubers. Die Hürde ist also denkbar hoch.

Große Ankündigungen, gutes Marketing. Eine Portion Größenwahn und viel Fantasie. Eine technisch brillant umgesetzte Idee, die bisher aber nur Milliarden an Dollar verschlungen hat und noch keinen Cent an Gewinn abwarf. Mit diesen Worten lässt sich die junge Uber-Story am besten charakterisieren.

Wer das sagen hat

Etwa 8,1 Milliarden US-Dollar hat der Fahrdienstvermittler über die am Freitag ausgegebenen Aktien an der New York Stock Exchange eingenommen. Und auch wenn in vielen Medien die Superlative dominieren – es ist immerhin der größte Börsengang in den USA seit 2014 -, wird sich im Unternehmen zunächst wenig ändern. Gerade zehn Prozent der Anteile Ubers befinden sich nun in Streubesitz.

Größter Eigentümer mit einem Anteil von 13,25 Prozent bleibt der japanische Technologiekonzern Soft Bank. Auch Travis Kalanick und Garret Camp, die beiden Uber-Gründer, sind weiter mit an Bord. Beteiligt ist auch Google-Mutter Alphabet.

Der Ausgabepreis der Uber-Aktien lag mit 45 US-Dollar eher am unteren Ende der Erwartungen. Ubers Gesamtwert liegt damit aktuell bei rund 82 Milliarden US-Dollar. Das ist weniger als der Marktwert von Toyota, aber deutlich mehr als der Wert von Autobauern wie GM oder BMW.

Aber warum investieren überhaupt Anleger in Uber? Christoph Vahs, Analyst bei der Raiffeisenbank International, spricht von einer "großen Wette auf die Zukunft". Das Unternehmen hat in der Vergangenheit in der Tat nur Verluste angehäuft. Fast acht Milliarden Dollar hat Uber seit seiner Gründung 2009 eingefahren. Die große ungeklärte Frage ist also: Kann der Konzern Geld machen?

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Der größte Börsengang seit Jahren: die New York Stock Exchange im Zeichen von Uber. Uber-Boss Dara Khosrowshah (Zweiter von rechts) freut es.
Foto: Reuters

Die Umsatzkurve Ubers ging jedenfalls stetig nach oben. Uber ist nach eigenen Angaben heute in mehr als 700 Städten aktiv. 14 Millionen Fahrten werden von Uber durchgeführt – pro Tag, ist im Börsenkatalog zu lesen. Als privater Fahrdienstvermittler kontrolliert das Unternehmen gut 65 Prozent des Marktes in den USA, Europa und in Teilen Asiens. Aber diese erstaunliche Ausbreitung in wenigen Jahren konnte Uber nie dazu nutzen, um Geld zu verdienen. Die Fahrten sind vergleichsweise zu günstig.

Die Strategie des Unternehmens ist laut kritischen Beobachtern, eine Monopolstellung in wichtigen Märkten zu bekommen, um dann die Preise anheben zu können. Doch ob es dazu je kommt, ist fraglich. Denn Uber hat inzwischen mit global aufgestellten Unternehmen wie Mytaxi oder Lyft zahlreiche Konkurrenten. Auch Taxiunternehmen haben dazugelernt: Viele bieten via App ähnliche Leistungen an. Spielraum für Preiserhöhungen bleibt da kaum.

Verlorene Märkte

Hinzu kommt, dass Ubers Umsatzwachstum nicht ungetrübt war. Auf vielen Märkten konnte das Unternehmen nicht Fuß fassen. Nach langsamem Wachstum in Russland und China verkaufte Uber seine Geschäftsanteile in den beiden Ländern mehrheitlich an lokale Rivalen. Dafür baut Uber das Geschäft mit der Essenszustellung aus (Uber Eats) und versucht sich im Frachtgewerbe zu etablieren (Uber Freight).

Die wirklich langfristigen Investoren dürfte ohnehin weniger interessieren, wie viel Geld Uber in den kommenden Jahren machen wird, sondern eher, ob Uber den privaten Verkehr nachhaltig verändert. Uber investiert massiv in autonomes Fahren. Selbstfahrende Autos würden bedeuten, dass Uber nicht mehr mit seinen Chauffeuren teilen muss.

Die angekündigte Revolution

Die langfristige Vision des Unternehmens: Die selbstfahrenden Uber-Autos machen à la longue private Pkws obsolet, weil Uber überall unterwegs ist. "Unser größter Mitbewerber sind nicht Taxis, sondern privat genutzte Pkws", sagte der frühere Uber-Österreich-Chef Steve Salom einmal dem STANDARD.

Zunächst bleibt abzuwarten, wie sich der Börsenkurs entwickelt. Konkurrent Lyft ging im März an die Börse. Die Aktien verloren seither 30 Prozent an Wert. Auch Lyft verbrennt laufend Geld. Für Uber war der Start auch holprig: Unmittelbar nach Handelsstart, verloren Uber-Aktien acht Prozent an Wert. (András Szigetvari, 11.5.2019)