Der Unterricht sei "nichts für Feiglinge", beschrieb eine Lehrerin vor einem Jahr in einer Schulserie des STANDARD die Situation an "ihrer" Handelsschule. Vielen Kindern fehle es an sozialen Basiskompetenzen, sie können weder grüßen noch Probleme im friedlichen Gespräch lösen. Sie war nicht die Einzige mit diesem Befund. Und auch nicht die Erste. Die Reaktion des Bildungsministers damals: kein Grund, die Alarmsirene einzuschalten.

Dann kam die Kraft der Bilder. Ein Video von einem spuckenden Lehrer und mehreren randalierenden Schülern später zaubert Heinz Faßmann das Konzept der sogenannten Time-out-Klassen, einzuführen ab der Unterstufe, aus dem Hut. Der Plan der ÖVP: Wer stört, fliegt raus, zumindest temporär. Den Blauen reicht das natürlich nicht: Bootcamps, also Umerziehungslager für vermeintlich Unerziehbare, sollen es nach ihren Vorstellungen sein. Das passt ins pädagogische Konzept dieser Regierung, löst nur leider das Problem nicht.

Für den Umstieg von Fäusten auf Argumente ist es mit zehn Jahren ein wenig spät. Lernen von der Peergroup? Besser nicht. Und wer gestaltet eigentlich die Auszeit in besagten Klassen? Jene Sozialarbeiter und Psychologen, die wir seit Jahren so schmerzlich vermissen? Statt Time-out wäre Lehrerunterstützung angesagt, Prävention statt anlassbezogener Aktionismus. So gesehen täte eine kleine Auszeit der Debatte schon gut. (Karin Riss, 8.5.2019)