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Larger than life: Apple-CEO Tim Cook verschwindet auf der Bühne vor dem Bild von Steve Jobs beinahe. Ein Sinnbild für die Anbetung des verstorbenen Unternehmensgründers.

Foto: REUTERS/Stephen Lam/File Photo

Der verstorbene Apple-Mitgründer Steve Jobs wurde zur Kultfigur. Googles früherer Leitspruch "don’t be evil" zu einem Mantra. Wer sich angesichts dessen an religiöse Kulte erinnert fühlt, ist nicht alleine. Laut dem Soziologen Oliver Nachtwey werden viele Konzerne des Silicon Valley tatsächlich in religiöser Manier geführt, wie er auf der Konferenz re:publica in Berlin erläuterte. Mit dem Ziel, die Welt zu verbessern.

Weltverbesserung

Zu dieser Ansicht kam Nachtwey nach der der Analyse von Texten und Interviews mit Personen aus dem Silicon Valley. Dafür hat der an der Universität Basel tätige Soziologe mit seinem Team unter anderem Reden von CEOs untersucht. Demnach würden viele Unternehmenschefs glauben mit ihrem Handeln die Welt zu verbessern. Zwar verfolgen die Konzern schon den kapitalistischen Ansatz der Gewinnmaximierung – diese werde zur Weltverbesserung jedoch als notwendig erachtet, wie "heise" vom Vortrag des Soziologen berichtet.

Auch die Inszenierung von Veranstaltungen erinnere an religiöse Gebräuche – als Beispiel nennt Nachtwey Apple. Steve Jobs werde wie ein Prophet verehrt. Die Präsentation neuer Produkte sei in diesem Sinne dann ein spiritueller Akt. Auch die Mobilisierung von Kunden spiele hier hinein – kommt ein neues iPhone auf den Markt, campieren viele Fans oft tagelang vor den Geschäften.

Hippie-Ideologie und KI als Gottheit

Den Ursprung dieser "Kalifornischen Ideologie" sieht der Soziologie in der 1968er-Bewegung, bzw. eine Abspaltung mit dem Fokus auf Technologisierung. Die Anhänger glauben, dass sich gesellschaftliche Probleme mit Hilfe von Technologien lösen lassen. Und wie damals die Hippies hätten auch die heutigen IT-Konzerne eine grundlegende Skepsis gegenüber staatlichen Einrichtungen. Im Einzelnen äußere sich das heute etwa in einer Ablehnung von Regulierung und rechtliche Rahmenbedingungen. Zu sehen sei das beispielsweise am Vorgehen von Unternehmen wie Airbnb oder Uber.

Es bleibt aber nicht nur bei einem Vergleich mit Religionen. Vor einigen Jahren hat der ehemalige Google-Mitarbeiter Anthony Levandowski tatsächliche eine Religion gegründet, die Künstliche Intelligenz (KI) als Gottheit verehrt. Die Basis dafür kommt unter anderem von Ray Kurzweil, seines Zeichens Director of Engineering bei Google. Die Anhänger gehen davon aus, dass es in Zukunft zu einer Vereinigung von Mensch und Maschine kommen werde und Künstliche Intelligenz in Zukunft die Gesellschaft leiten werde. (red, 8.5.2019)