"Kurz in China: Panda war Chefsache." "Österreich" über den Besuch von Sebastian Kurz in China, hier mit Präsident Xi Jinping.

Foto: APA/BUNDESKANZLERAMT/DRAGAN TATIC

Da kann man gar nichts sagen, China hat sich Bundeskanzler Kurz gegenüber tadellos benommen. "Die Presse" konnte aus Peking berichten, dass Premier Li den Gast beim Empfang am Sonntag zusätzlich zu Ehrengarde und Armeekapelle mit Kanonensalven begrüßte. Das wäre noch nichts gar so Besonderes, aber auch in der Bevölkerung kam er gut an, was bei gerüttelt mehr als einer Milliarde Chinesinnen und Chinesen einen schöner Erfolg für unseren Bundeskanzler darstellt. Bei einer privaten Führung in der Verbotenen Stadt, die für Besucher am Sonntag teilweise abgeriegelt war, plauderte er mit Touristen aus der Provinz – Selfie inklusive.

Worüber man in Chinas Provinz herzlich lacht

Ob er mit den Touristen aus der Provinz auf Mandarin oder Meidlingerisch geplaudert hat, ließ die Berichterstatterin ebenso offen wie das Thema des Gesprächs. Den Vorfall dokumentierte die "Kronen Zeitung" mit einem Foto, dessen Bildtext lediglich wiederholte, was zu sehen war: Kurz umringt von lachenden Chinesen in der Verbotenen Stadt. Nun weiß man, dass Chinesen, insbesondere solche aus der Provinz, die ja einen österreichischen Bundeskanzler eher selten zu Gesicht bekommen, gern und von Herzen über westliche Langnasen lachen, und umso mehr, wenn die auch seitlich gut ausgestattet sind.

Pflichtgemäß im Sinne der heimischen Message-Control vermeldete die Berichterstatterin der "Presse" daher: Jung und fesch sei er, meinten sie danach. Die Polizei machten die Spontanabweichungen vom Protokoll nervös. Bei so viel Feschheit kein Wunder, zu leicht könnte die Begeisterung der Touristen aus der Provinz polizeiliche Grenzen überschreiten.

"Kurz in China: Panda war Chefsache"

Wenn der Kanzler mit der chinesischen Obrigkeit vereinbart hat, die Zahl der chinesischen Touristen soll sich auf zwei Millionen verdoppeln, wurde diese Zahl nur deshalb so niedrig angesetzt, dass sich die FPÖ nicht vor einem Bevölkerungsaustausch zu Tode fürchten muss.

Das Wichtigste blieb "Österreich" zu berichten. Kurz in China: Panda war Chefsache. Es standen gleich sechs Vereinbarungen zwischen Österreich und China auf der Tagesordnung. Die spektakulärste: die Pandas. Kurz selbst (!) unterzeichnet eine Vereinbarung (Memorandum of Understanding) über die Intensivierung der Zusammenarbeit des Tiergartens Schönbrunn mit der China Wildlife Conservation Association. Schönbrunn hat erst im April mit Yuan Yuan Ersatz für das 2016 verstorbene Pandamännchen Long Hiu bekommen und hofft auf weiteren Nachwuchs. Das wurde vertraglich abgesichert. Hoffentlich kommt es nicht zu einer Krise in den chinesisch-österreichischen Beziehungen, sollte Nachwuchs ausbleiben.

Misswirtschaft

Während der Kanzler sich in der Ferne abrackerte, um den Ruf Schönbrunns als Gebärstation für Pandas abzusichern, ging es in Wien drunter und drüber. Miss Vienna verliert Titel – Kaufte Millionär Turin seiner Freundin die Missen-Krone? musste sich "Österreich" fragen. Ex-BZÖ-Politiker Peter Westenthaler ortet Schiebung. Westenthalers Tochter Conny nahm teil am Contest. Mausi Lugner saß in der Jury. Das konnte nicht gut ausgehen. Peter Westenthaler ist erbost. Er glaubt fest daran, dass die Wahl geschoben war. 11 tolle, engagierte Mädels wurden sichtbar unterbewertet und nur die Eine, von der es alle bereits seit Wochen wussten, wurde ebenso sichtbar von den üblichen Mitgliedern einer Wiener Schicki-Micki-Szene mit Höchstnoten überhäuft.

Tochter Conny kam nicht unter die Top 3 der Wertung, aber Westenthaler geht es ums Prinzip Sauberkeit bei Miss-Wahlen. Davon fühlte sich offenbar ein anderer betroffen. Verleger Christian W. Mucha ist aufgebracht. "Meine Frau Ekaterina sitzt in der Jury. Und wer ihr unterstellt, eine vorgefasste Meinung zu haben, ,manipuliert' oder gar ,gekauft' worden zu sein, der kriegt es definitiv mit mir zu tun, sagte er mit harten Worten, schon bevor das Voting startete. Und an die Adresse der Besserwisser, Giftmischer und Lästerer – keiner braucht euren ekelhaften Senf.

Es half nichts – Miss Vienna wird neu gewählt. Neben diesem Skandal in der Wiener Society geriet der in der koalitionären Society ein wenig ins Hintertreffen. In der deutschen "Bild" musste Kurz-Biograf Paul Ronzheimer unter dem Titel Das irre Ösi-Theater (plus Kurz-Foto) feststellen: "Die Koalition von Kanzler Kurz, der mit der rechtspopulistischen FPÖ regiert, steckt in einer ernsten Krise." Und das nach China! Aus dieser Krise weisen die Miss-Vienna-Macher den Ausweg: neu wählen. (Günter Traxler, 4.5.2019)